: Kritik an den USA nach dem Bruch des SALT II–Abkommens
■ Gorbatschow äußerte sich während seines Besuchs in Indien enttäuscht über die einseitige Aufkündigung des Abkommens durch die USA / Auch Ost übte vorsichtige Kritik
Neu–Delhi (ap/taz) - „Wenn die Nachricht stimmt, bezeugen die USA ihre Verachtung für diesen bedeutenden Vertrag“, erklärte der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow kurz vor seiner Abreise aus Indien, nachdem er die Nachricht von der Absicht der US–Regierung erhalten hatte, den Rüstungsbegrenzungsvertrag SALT II einseitig zu brechen. Dies sei ein großer Fehler, der die Suche nach einer Annäherung erschweren werde. Gestern wurde in den USA ein weiterer B–52– Bomber, ausgerüstet mit Cruise Missiles, in Dienst gestellt. Das Überschreiten des SALT II–Rahmens widerspreche „der Logik der Gespräche von Reykjavik“, sagte Gorbatschow auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem indischen Ministerpräsidenten Rajiv Gandhi. „Wir rufen alle Nationen dazu auf, die Forderung nach nuklearer Abrüstung zu verstärken. Jedes Land sollte seinen Standpunkt gegenüber den Vereinigten Staaten erklären.“ Der bundesrepublikanische Regierungssprecher Ost erklärte am Freitag in Bonn, die Bundesregierung sei stets für die Beachtung des Abkommens eingetreten. Die Regierung halte an ihrer Auffassung fest, daß es vorrangiges Ziel der Großmächte sein müsse, die nuklearen Offensivpotentiale beider Seiten drastisch zu reduzieren. Diese Reduzierungen seien im Grundsatz in Reykjavik in Form einer 50prozentigen Verminderung aller strategischen Systeme bereits verabredet worden. Ost fügte hinzu, eine derartige Vereinbarung würde die Frage der Weiterbeachtung der SALT II– Obergrenzen gegenstandslos machen. Sie sollte deshalb mit Nachdruck angestrebt werden. Kommentar auf Seite 4
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