Es ist vollbracht

■ US–Präsident Reagan kippt Salt II–Vertrag

Falls jemals Unklarheiten über Reagans Rüstungskontrollpolitik bestanden - an diesem Wochenende hat der amerikanische Präsident sie endgültig beseitigt. Mit dem Beschluß, die Obergrenze für strategische Trägersysteme atomarer Sprengköpfe zu überschreiten, hat Reagan weltweit demonstriert, was er von Rüstungskontrollvereinbarungen tatsächlich hält: nichts. Angesichts der verheerenden Konsequenzen, die die Bestückung des 1321 Trägersystems - ein B–52 Bomber wurde mit Cruise Missiles ausgerüstet - nach sich ziehen wird, muß das Spektakel von Reykjavik zumindestens für die amerikanische Seite von vorneherein ein reiner Schaukampf gewesen sein. Wie sonst will Reagan erklären, daß er angeblich vor wenigen Wochen zur umfangreichsten Abrüstungsmaßnahme in der Geschichte bereit war, tatsächlich aber nichts anderes tut, als SALT II und den ABM–Vertrag, zu durchlöchern beziehungsweise zu ignorieren. Beides wird nur eines zur Folge haben: einen neuen, gigantischen Rüstungsschub, der alle Hoffnungen, und seien sie so minimal wie die nach einer kontrollierten Aufrüstung, zunichte machen wird. Optimisten bleibt nur noch die Hoffnung auf die Nach– Reagan Ära. Denn daß der vom Präsidenten jetzt erneut zwar aufjaulen, aber letztlich doch wie gehabt hinter dem Großen Bruder hertrotten werden. Jürgen Gottschlich