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Kritik an Bruch des SALT II–Vertrages

■ Verbündete der USA äußern Bedauern über Reagans Beschluß Die Aussicht auf Rüstungskontrolle hat sich verschlechtert

Washington (dpa) - Mit teilweise heftiger Kritik haben amerikanische Politiker und unabhängige Rüstungskontrollexperten sowie europäische Verbündete auf die Überschreitung der Grenzen des SALT–II–Vertrages zur Begrenzung der strategischen Rüstung durch die USA reagiert. Tenor war dabei, die Aussichten für Rüstungskontrollabkommen mit der UdSSR hätten sich nach diesem Schritt weiter verschlechtert. Am Freitag war der 131. B–52– Bomber, der mit maximal zwölf Marschflugkörpern ausgestattet werden kann, auf dem Luftwaffenstützpunkt Carswell (Texas) eingetroffen. Die USA überschritten damit die im nie ratifizierten SALT–II–Vertrag vorgesehene Obergrenze von 1.320 Waffensystemen mit Mehrfachsprengköpfen auf Interkontinentalraketen, U–Boot–Raketen oder Bombern mit Marschflugkörpern. Von den insgesamt 263 B–52 der US–Luftwaffe sollen noch weitere 64 umgerüstet werden, so daß bis zum Abschluß des Programms Anfang 1990 insgesamt 195 Bomber dieses Typs mit Marschflugkörpern ausgestattet werden können. Der demokratische Senator Sam Nunn, der neuer Vorsitzender des Streitkräfteausschusses im Senat werden wird, erklärte, die UdSSR werde wegen ihrer Möglichkeiten, kurzfristig mehr Atomsprengköpfe zu stationieren als die USA, militärische Vorteile ziehen können. Die Überschreitung werde „den Alliierten erhebliches politisches Unbehagen bereiten“, meinte Nunn. Bei den europäischen Verbündeten löste der Beschluß der USA Bedauern aus. Der französische Staatschef Francois Mitterrand erklärte, angesichts der derzeit laufenden Abrüstungsgespräche zwischen den Supermächten wäre es „sehr weise und sehr nützlich“ gewesen, das Abkommen einzuhalten. Ähnlich lautende Erklärungen kamen aus Bonn, London, Brüssel, Kanada, den Niederlanden und Italien.

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