piwik no script img

Motive iranischer Flüchtlinge

■ Die „Liga zur Verteidigung der Menschenrechte im Iran“ beschreibt Fluchtgründe von iranischen Kindern, Jugendlichen, Frauen und Angehörigen religiöser Minderheiten

Berlin (taz) - Bis vor zwei Jahren flohen vor allem Mitglieder von politischen Oppositionsgruppen bzw. Sympathisanten aus dem Iran. Es war die Zeit der massenhaften Verhaftungen und auch Hinrichtungen. Inzwischen spiegeln die Fluchtmotive eher die Unerträglichkeit des Alltags wider. Nachzulesen ist dies in dem gerade veröffentlichten ersten „Liga–Report“ der „Liga zur Verteidigung der Menschenrechte im Iran“. Diese Gruppe betreut seit Jahren Iraner und Iranerinnen, die vor allem über West–Berlin in die Bundesrepulik geflohen sind. Zugenommen habe vor allem die Flucht von Kindern bzw. Jugendlichen, aber auch von Frauen und Angehörigen der christlichen Minderheiten der Assyrer und Armenier. Frauen sind im Alltag besonderen Schikanen ausgesetzt. Seit einigen Monaten riskieren Frauen, die den weiblichen Sittlichkeitspatrouillen wegen „unislamischer Kleidung“ auffallen, in Arbeitslager gesteckt zu werden. Dort erhalten sie je nach Reue zwischen zwei Wochen und einem „Jahr Nachhilfe im Islam“ und müssen selbstverständlich arbeiten - Kriegsproduktion. Frauen fliehen auch aus Moti viele Frauen vor Tod und Steinigung gerettet. Wir haben aber zur Zeit auch Fälle von Asylbewerberinnen, die in ihrer Kindheit - im Alter zwischen fünf und sieben Jahren - von Nachbarn vergewaltigt wurden. Sie sind geflüchtet, ohne je politisch aktiv gewesen zu sein. Ihr Motiv ist die Angst vor einer staatlich angeordneten Untersuchung.“ Zugenommen habe in den letzten Monaten auch die Flucht von Armeniern und Assyrern, die zu den noch rund 80.000 Christen im Iran zählen. Rund 140.000 dürften schon geflohen sein. Im „Liga–Report“ berichtet eine Assyrerin, wie es ihr erging, als sie gegen das Verbot protestierte, als Christin beim Einkaufen keine Eßwaren berühren zu dürfen: „Wir wurden beschimpft und mit Steinen beworfen, einer traf meine Schwester am Kopf, sie blutete stark. Die Revolutionswächter haben uns auf die Wache gebracht. Man sagte zu uns: Ihr Christen seid hier fremde Elemente, ihr habt keinen Platz in unserer Republik. Geht zu euren Schweinen in den Westen.“ Weitere Informationen: Liga zur Verteidigung der Menschenrechte im Iran eV., Postfach 752, 1000 Berlin 15, Tel: 030/8258552

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen