: AD–Prozeß in Paris eröffnet
■ Drei Mitglieder der linksextremen „Aktion Directe“ wegen Polizistenmordes angeklagt
Paris (taz) - Gestern nachmittag wurde im Pariser Justizpalast der erste große Prozess gegen Mitglieder der linksextremistischen französischen „Action Directe“ eröffnet. Regis Schleicher, der als eine der zentralen Personen der Gruppe gilt, und die Brüder Claude und Nicolas Halfen sind des Doppelmordes an zwei Polizisten angeklagt. Die Polizisten Caiola und Gondry wurden am 31. Mai 1983 bei einer offenen Schiesserei mit Mitgliedern der „Action Directe“ ermordet. Die „Action Directe“ bekannte sich ein Jahr später zu dem Mord. Die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen Schleicher und die Brüder Halfen beruft sich auf die Aussagen eines im Juni 84 festgenommenen Mitgliedes der „Action directe“, Frederique Germain, sowie auf Aussagen von Zeugen der Schießerei. Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haftstrafen. Während man erwartet, daß sich Schleicher auf einer rein politischen Ebene verteidigen wird, kündigte die Verteidigung der Halfen–Brüder an, die Unschuld ihrer Mandaten beweisen zu können. Der Prozeß ist auf acht Tage vor dem Pariser Schwurgericht angesetzt, das sich aus drei Berufsrichtern und neun Geschworenen zusammensetzt. Die Entscheidung des Schwurgerichts ist nur vom obersten französischen Gerichtshof widerrufbar. Der Prozeß im Pariser Justizpalast wird von starken Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Scharfschützen sind aufgestellt und 85 Polizisten bewachen den Gerichtssaal. „Action directe“ hatte sich zuletzt zu der Ermordung von Renault–Chef Georges Besse am 17. November bekannt.
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