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Versuchsballon

■ Zum sowjetischen Teststoppmoratorium

Bemerkenswert an der Ankündigung, das einseitige Moratorium für Atomtests zum 1. Januar 1987 aufzukündigen, ist, daß nicht Gorbatschow selbst oder Außenminister Schewardnadse vor die Presse traten. Sie ließen den Ersten Stellvertretenden Außenminister Woronzow reden. Wollte man diesen Vorgang als an die Adresse der eigenen Militärs gerichtet interpretieren, so läge man nicht völlig falsch. Tatsächlich geht die Verhandlungsbereitschaft des Kremlchefs so manchem Militär zu weit. Letztes Beispiel hierfür ist Afghanistan. Die Aufhebung des Teststopp–Moratoriums könnte so beschwichtigend nach innen wirken. Die Signalwirkung nach außen hat dennoch größeres Gewicht. Indem Gorbatschow in Indien erklärte, die Entscheidung der USA, das SALT–II–Abkommen nicht mehr zu befolgen, läge nicht in der Logik von Reykjavik, zeigte er auch, daß er der anderen Supermacht keine konsistente Politik mehr zutraut. Das Drohen mit sowjetischen Atomtests soll nun zeigen, daß die Sowjetunion nicht aus Schwäche verhandeln will. Vor allem ist die Ankündigung jedoch ein Appell. Alle „gutwilligen Regierungen“ sollten nun Washington unter Druck setzen, erklärte Gorbatschow, als er den indisch– sowjetischen Zehn–Punkte–Plan für eine atomwaffenfreie Welt vorlegte. Die Drohung mit dem Moratorium soll dies wohl beschleunigen. Die Hintertür für eine Verlängerung des Moratoriums ist offen geblieben. Erich Rathfelder

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