„Ein Zeichen setzen“

■ Interview mit Dr. Thomas Elkeles, Mitinitiator der Liste mit den zu boykottierenden Arzneimitteln aus dem Schweizer Skandalkonzern Sandoz (taz v. vorgestern)

taz: Was ist gewonnen, wenn die Ärzte jetzt aufgefordert werden, anstatt Sandoz–Präparaten solche von Bayer oder Ciba–Geigy zu verschreiben? Elkeles: Es geht darum, ein politisches Zeichen zu setzen, eine Firma besonders unter die Lupe zu nehmen, die sich in Sachen Umweltverschmutzung besonders exponiert hat. Wir wollen dokumentieren: Als verantwortliche Ärzte können wir diese Firma nicht mehr in ihrer Vertriebspolitik unterstützen. Im Fall Hoffmann–Laroche und Seveso ist eine ähnliche Boykottaktion gelaufen. Warum kann man jetzt nicht die Sensibilisierung in der Öffentlichkeit ausnutzen und eine synoptische Liste aufstellen, die den Pharmaka der Chemieindustrie etwa homöophatische Alternativen gegenüberstellt? Das ist nicht so einfach, es gibt aber Versuche dazu. Die werden natürlich von der Industrie boykottiert. Es gibt die Transparenzliste, die den völlig undurchschaubaren Markt (150.000 Produkte) etwas übersichtlicher machen und Wirksamkeiten prüfen will, die Preisvergleichsliste usw. Das sind alles Listen, die medizinische Fragen und Preise angehen. Es geht doch jetzt aber um die Produktion der chemischen Industrie, darum, aufzuzeigen, daß es für deren Produkte Alternativen gibt. Die Überlegungen gehen in der Tat eher davon aus, die Arzneimittelsicherheit zu erhöhen, den Ärzten Mittel an die Hand zu geben, die ihnen dementsprechende Verschreibungen erleichtern. Wir können nicht einfach sagen, wir nehmen anstatt chemischen nur noch homöopathische Mittel, auch bei denen kann es zu Arzneimittel–Unsicherheiten kommen. Interview: Ulli Kulke