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Nicaragua und Iran in Feindschaft vereint

■ Der Transfer von iranischen Dollars aus dem Waffengeschäft mit den USA an die nicaraguanischen Contras stört die bisher guten Kontakte Nicaraguas mit dem Schiitenstaat / Gemeinsamer Gegner USA / Die dubiose Rolle des Iran wird in Nicaragua verschwiegen

Aus Managua Ralf Leonhard

Wie der gemeinsame Gegner zwei weltanschaulich völlig entgegengesetzte Regimes zusammenbringen kann, zeigt die Berichterstattung der nicaraguanischen Medien über die Waffendeals der Reagan–Regierung mit dem Iran. Der in der Weltpresse längst als „Irangate“ aufgemachte Skandal läuft in der hiesigen Presse als „Contragate“. Denn jede Anspielung auf die dubiose Rolle des Schiitenstaates wird peinlich vermieden. Nicaragua und der Iran haben eigentlich nur eines gemeinsam: Sie haben in demselben Jahr einen den USA verbundenen Tyrannen abgeschüttelt. Zwischen der fundamentalistisch–reaktionären Philosophie der persischen Mullahs und dem christlich inspirierten Dritte–Welt–Sozialismus der Sandinisten liegen ansonsten Welten. Daß die Beziehungen zwischen Managua und Teheran dennoch ausgezeichnet sind und durch offizielle Besuche hoher Funktionäre warm gehalten werden, hat zu zahlreichen Spekulationen Anlaß gegeben. Für Washington ist die Sache ebenso einfach wie klar: Es handelt sich um eine „Terrorachse“. Zum Nicaragua–Besuch des iranischen Premierministers Mirhussein Musavi im Januar 1985 heißt es einer State–Department–Broschüre, „daß Premierminister Musavi die Terroroperationen des Iran kontrollieren soll“. Als Kulturminister Ernesto Cardenal 1983 zu einer Audienz bei Khomeini weilte, hat er bestimmt nicht sein berühmtes „Gebet für Marilyn Monroe“ vorgetragen. Und auch die mehrwöchigen Iran–Aufenthalte von Staatssi cherheitschef Lenin Cerna hatten gewiß profanere Gründe. Daß allerdings zwischen dem Persischen Golf und dem Karibikhafen El Bluff mehr als nur der Handel mit Öl gegen Zucker organisiert wird, läßt sich nicht nachweisen. Das offizielle Nicaragua schweigt sich jedenfalls aus. Als vor rund zwei Jahren in der sandinistischen Tageszeitung Barricada die Errungenschaften der iranischen Revolution gepriesen wurden und dabei auch die gleichberechtigte Rolle der Frau in der islamischen Gesellschaft hervorgehoben wurde, hagelte es Proteste von Lesern und Leserinnen. Tags darauf stellte die Redaktion klar, daß der Beitrag auf Bitte der iranischen Botschaft veröffentlicht worden war. Daß jetzt enthüllt wird, daß iranische Gelder ausgerechnet an die Contras kanalisiert wurden, ist beiden Seiten peinlich. So meldete sich an läßlich der „Irangate“–Affäre die sonst sehr schweigsame diplomatische Vertretung neuerdings zu Wort: „Die Regierung der Islamischen Republik Iran hat stets ihre entschiedene politische und wirtschaftliche Unterstützung für die Stärkung der nicaraguanischen Revolution bewiesen (...) und verurteilt die Hilfe an die Konterrevolutionäre dieses Landes, in welcher Form auch immer.“

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