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P O R T R A I T „Jungk ist immer unterwegs“

■ Alternativer Nobel–Preis für Robert Jungk / Theo Pinkus, Stiftung „Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung“, portraitiert seinen politischen Weggefährten

Robert Jungk wurde am 11.Mai 1913 in Berlin geboren. Der Vater, David Baum, war Dramaturg, die Mutter Schauspielerin. Der Künstlername des Vaters „Jungk“ wurde vom Sohne Robert übernommen. Er besuchte in Berlin das Mommsen– Gymnasium, sein Mitschüler war der jüdische Philosoph Hermann–Levin Goldschmidt, der wie er im Jahre 1938 nach Zürich emigrierte. Jungk begann 1932 sein Geschichtsstudium in Berlin und setzte es 1933/34 an der Sorbonne in Paris fort, kehrte 1936 nach Berlin zurück und verbreitete dort - noch äußerlich legal - eine vervielfältigte Weltkorrespondenz, die seine Eltern mit herausgaben. 1937 mußte er Berlin verlassen. Der Vater wurde Bürger der CSSR und Robert Jungk folgte bald darauf mit der Mutter nach Prag. Dort traf er mit Peter Weiß zusammen, mit dem ihm bis zu dessen Tode Freundschaft verband. Die Mutter zog 1938 nach dem Tode des Vaters nach Paris und gab die Mondial– Korrespondenz heraus, an der er auch mitwirkte. Robert Jungk kam dann im September 1938 nach Zürich. Dort entstand die Freundschaftsgruppe Peter Weiß, Robert Jungk und Hermann–Levin Goldschmidt, deren Briefwechsel hoffentlich bald einmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Im Januar 1939 zog Peter Weiß nach Schweden. Jungk schrieb unter sechs verschiedenen Namen in der Schweizer Presse und setzte sein Studium in Zürich fort. Seine Dissertation erschien 1947 in Straßburg und war seinem Freund Hermann–Levin Goldschmidt gewidmet. Das Thema charakterisiert den hervorragenden Journalisten schon damals. Titel: Die Schweiz unter dem Presse–Konklusium von 1823–29. Eine Darstellung der metternichschen Zensur und ihrer Auswirkungen. Robert Jungk konnte dann Dank seiner Hilfe bei der antifaschistischen Untergrundarbeit von der Schweiz aus 1946 in die USA ausreisen. Uns allen ist der Preisträger heute durch seine unermüdliche Aktivität gegen den Atomkrieg und die AKWs bekannt. Sein erstes großes Buch war „Strahlen aus der Asche“ über Hiroshima. Jahre später folgte nach anderen Büchern „Der Atomstaat“ und „Menschenbeben“. Jungk lernte ich in der Züricher Zeit kennen, und nach vielen Begegnungen bei den Friedens– und Anti–Atommärschen nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine enge Freundschaft und Übereinstimmung. So wurde Jungk durch die Stiftung „Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ in Zürich angeregt, seine „Futurologische Zukunftsforschungsbibliothek in Salzburg“ der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Mit Jungk organisierte ich eine Zukunftswerkstatt . Das war im letzten Jahr. Die Bibliothek in Salzburg wurde feierlich am 17. Oktober dieses Jahres im Haus der Erwachsenenbildung eröffnet. Jungk ist immer unterwegs und verkörpert die kontinuierliche, gesellschaftsverändernde Praxis. FORTSETZUNGEN VON SEITE 1

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