Q U E R S P A L T E Attrappen–Anschlag

■ Eine Bombe im Garten von Regierungssprecher Ost

Der bundesdeutsche Terrorismus breitet sich aus und zwar heimtückischer denn je. Jetzt treibt er auch noch Scherze in anständigen Vorgärten. Gestern war Ost noch in der BILD–Zeitung dem „Anschlag entgangen“, den es heute schon nicht mehr gibt. Armer Friedhelm! Bisher hielt man ihn für einen Vertreiber von Kohl–Glanzfotos, für jemanden, der die Kühnheit besitzt, Kanzler–Texte so zu redigieren, daß dann tatsächlich drin steht, was der Chef denkt. Beinahe hätte er sich aus der unwürdigen Schuhputzer–Rolle emanzipieren können, beinahe wäre er eine „Beinahe–Staatsleiche“ gewesen. Aber prompt fällt ihm das Bundeskriminalamt in den Rücken, will nicht ermitteln. Und die Polizei kümmert sich unziemlich um den Inhalt der Handgranate und stellt den als eine Mischung von Sand und Knallfrosch hin. Sammeln wir die Scherben der Nicht–Explosion auf: was bleibt? Sprachliches: dpa lanciert ein neues Wort - den „ Attrappen–Anschlag“. Wer wollte noch so kleinkariert sein und behaupten, ein Bombenanschlag ohne Bombe wäre gar keiner. Es ist ein Attrappen–Anschlag! Denn der Terrorismus breitet sich aus. Vielen könnte eine Bombe gelegt werden! Konditional–Anschläge! Die möglichen Opfer sind in banger Erregung. Hinterher sagt der Terrorist „Neese“. Welche Heimtücke, welche Herausforderung für den Rechtsstaat! Klaus Hartung tazintern