: Gusen: Ein KZ für „asoziale Häftlinge“
Das Nebenlager Gusen - es befand sich 4,5 Kilometer vom Hauptlager Mauthausen entfernt, zwischen den oberösterreichischen Ortschaften St. Georgen a.d. Gusen und Langenstein - wurde im Dezember 1939 aufgebaut. Es gehörte zur Stufe III „für schwerbelastete, unverbesserliche, auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte und asoziale, das heißt kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge“. Die ersten Transporte mit 4.000 polnischen und politischen Häftlingen aus verschiedenen KZs und den besetzten Gebieten Polens kamen im Frühsommer 1940. Bis Februar 1941 befanden sich im Lager vorwiegend polnische und nur wenige deutsche, respektive österreichische politische Häftlinge. Bis zum Winter 42/43 diente das KZ Gusen ausschließlich der Aufrechterhaltung des nazistischen Terrors. In dieser Zeit mußten Tausende von Häftlingen in den drei Steinbrüchen Kastenhofen, Gusen und Pierbauer arbeiten. Die einzelnen Häftlingsarbeitsgruppen unterstanden der Aufsicht der SS–Kommandoführer und den aus den Reihen der Häftlingen stammenden Kapos (in der Mehrzahl deutsche und österreichische Kriminelle). Stets mit einem Prügel ausgestattet, sorgten die Kapos im vollen Bewußtsein ihrer Macht dafür, daß die Häftlinge in raschem Tempo pausenlos arbeiteten. Zwischen 1940 und 42 kam es fast täglich vor, daß sie körperschwache Häftlinge auf der Stelle erschlugen oder sie zwangen, in die Postenkette zu gehen, wo sie dann „auf der Flucht“ erschossen wurden. Ab 1943 wurden die Häftlinge fast ausschließlich in Rüstungsbetrieben und später beim Stollenbau (Gusen II) eingesetzt. Vom 25.5.40 bis 4.5.45 wurden im Lager insgesamt 67.667 Häftlinge erfaßt. Die genaue Zahl der Toten - mindestens 36.525 - wurde nie ermittelt. (Der Text entstammt der Broschüre „Gusen“ von Hans Marsalek, 1968 Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen