: Bildungspolitische Notizen
BILDUNGSPOLITISCHE NOTIZEN „Die Legende vom hungerleidenden Studenten trifft nicht die Wirklichkeit“. Davon ist Bundesbildungsministerin Wilms (CDU) überzeugt. Der allgemein wachsende Lebensstandard wirke sich eben auch auf die materielle Situation der Studenten aus. Frau Wilms trat mit dieser Auffassung Vorwürfen entgegen, die anläßlich der Veröffentlichung des Berichts zur 11. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) erhoben wurden. Der Präsident des DSW, Folz, hatte das Resultat des Berichts, nachdem immer mehr Studenten aus der sozialen Oberschicht stammen, als „deutliche Trendwende“ diagnostiziert. Die Sozialerhebung konstatiert dementsprechend einen Rückgang der Förderungsquote von Studierenden aus Arbeiterfamilien durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz: 1982 waren es 61 . Mit der Veröffentlichung solcher Resultate tat sich das Bildungsministerium schwer. „Kapitel für Kapitel“, teilweise „Satz für Satz“ des Berichts habe dem Ministerium abgerungen werden müssen, kommentierte der DSW–Präsident.(dpa/taz) Fast unbemerkt und ohne Ausssprache hat der Bundestag mit einem Gesetz zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes neue Amtsbezeichnungen für Hochschullehrer eingeführt. Vier neue Titel wurden beschlossen: „Universitätsprofessor“, „Professor an einer wissenschaftlichen Hochschule“, „Professor an einer Kunsthochschule“ und einfach nur „Professor“. Die Änderung war notwendig geworden, nachdem hunderte von Hochschullehrern erfolgreich vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt hatten. Ihnen war der einfache Professorentitel zu schlicht.(dpa) Über eine Million Stimmen gegen die Gesamtschulpolitik der Landesregierung Nordrhein–Westfalens hat nach eigener Aussage „Bürgeraktion Schule“ für eine Petition gesammelt, die darauf dringt, das dreigliedrige Schulsystem „durch neue gesetzliche Regelungen zu sichern“. Beim Philologenverband, einem der Träger der Bürgeraktion, äußerte man sich zufrieden über das Ergebnis. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kommentierte hingegen den Erfolg der Bürgeraktion als „erwartungsgemäß dürftig“. Der Vorsitzende des GEW–Landesverbandes, Hammelrath, kritisierte sogar das Verfahren der Unterschriftensammlung selbst: die Listen seien in der ganzen Bundesrepublik ausgelegt worden, außerdem hätten zehnjährige Kinder genauso ihre Unterschrift geleistet, wie Bundeskanzler Helmut Kohl.(taz) Mit der Gründung einer Heimschule hat sich ein Buchhalter im westfälischen Siegen der Schulpflicht widersetzt. In seiner „Philadelphia–Schule“ unterrichtet er acht Kinder aus Siegen und Umgebung. Als Grund für seine Initiative gibt er die „atheistische Grundhaltung“ der öffentlichen Schulen an. „Da wo die Existenz Gottes geleugnet wird und der Mensch entwürdigt wird, ist für uns kein Platz mehr“, meint der 53jährige Helmut Stücher, der für seine Haltung bereits fünf Tage im Gefängnis saß: Seine eigenen Kinder besuchen seit Jahren nicht mehr die Regelschule. In einer Petition an den Landtag hat Stücher indes die Aufhebung der Schulpflicht für die Schüler der Philadelphia– Schule gefordert. Aus dem NRW–Kultusministerium war zu vernehmen, daß man „im Interesse der Kinder“ zunächst nichts gegen die Eltern, die ihre Kinder in die Heimschule schicken, unternehmen werden.(taz) Erneut ist es zu einem Streit um die Gesamtschulpolitik in Baden–Württemberg gekommen. Anlaß sind die vom Kultusministerium geplanten Änderungen am Konzept der Freiburger „Staudinger Gesamtschule“. Die Planung der Kultusbürokratie sieht u.a. die Ablösung der an diesem Schulmodell existierenden „kollegialen Schulleitung“ aus 15 Vertretern der Lehrer, Eltern und Schülern sowie die Streichung der Finanzmittel für das Betreuun den herkömmlichen Schulen nicht überlegen sind.(taz) Foto: Ali Paczensky
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