piwik no script img

Mitterrands später Schulterschluß

■ Der Präsident äußert sich in einem Interview zu den Protesten

Aus Paris Thomas Schmid

Die „Cohabitation“, zu deutsch „das Zusammenwohnen“, ist gerettet. Während Premierminister Chirac sich in den Keller des gemeinsamen Hauses verkrochen hat, hängt sich Staatspräsident Mitte hätten?“. Zwei Wochen lang haben die Studenten und Schüler ihr Anliegen mit Streiks und Demonstrationen in die Öffentlichkeit getragen. Daß ihr Präsident ihnen die ganze Zeit zur Seite stand, haben sie erst am Dienstag abend erfahren. In seiner zweistündigen Rundfunkrede stellte sich Landesvater Mitterrand ganz auf die Seite der Bewegung. Allerdings fügte er hinzu, daß er sich nicht freuen könne, „wenn zu irgendeinem Zeitpunkt die Autorität der Regierung in gewisser Weise geschwächt worden sein sollte“. Doch zweifellos genießt Mitterrand die Kapitulation Chiracs, auch wenn er sich in bester gaullistischer Attitüde wie ein Schutzschild vor die heiligen „Institutionen“ der Fünften Republik stellt. Dazu gehört auch die Polizei. Die Polizisten - so Mitterrand - hätten einen „schwierigen Beruf“. Und „wahrscheinlich haben einige von ihnen die Nerven verloren“. Aber man muß dem Staatsmann immerhin zugute halten, daß er der Familie Malik Oussekines, des Opfers des besagten Nervenverlusts, am Dienstag nun einen Besuch abgestattet hat. In der Bundesrepublik jedenfalls wäre es wohl kaum vorstellbar, daß Kohl die Familie von Klaus–Jürgen Rattay oder Günter Sare aufsucht... FORTSETZUNGEN VON SEITE 1

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen