: Aus der Hüfte gedacht
■ Zu den Äußerungen des US–Unterstaatssekretärs Perle
Es gehört zu den merkwürdigen Regeln einer Weltmacht, daß dort, wo sie ohnehin das Sagen hat, sie sich doch bitte nicht des Verdachts der Einmischung aussetzen solle. Dieser etwas komplizierte Sachverhalt war dem Unterstaatssekretär Perle nicht so richtig präsent. Seine unverblümte Äußerung, daß für die Erhöhung des Verteidigungsbeitrags die Kredite an die DDR zu kürzen seien, wird demnach Entrüstung auslösen. Dennoch: Perle ist allenfalls vorzuwerfen, das gesagt zu haben, was deutsche Politiker in Washington ohnehin zu hören bekommen, wenn der Händedruck vor den Kameras beendet ist. Perle lieferte die Verhandlungssprache im O–Ton. Daß Kohl, Wörner und Co. die Erhöhung des Verteidigungsbeitrages allenthalben zusichern, ist offenbar. Perle hat nun begriffen, daß man nicht am Sozialstaat herumschneiden darf, denn der gehört zur bundesrepublikanischen Folklore. Also kommen die DDR–Kredite infrage. Wie sollte nach den jüngsten Äußerungen von Kohl der Unterstaatssekretär auch wissen, daß die Ostpolitik immer noch eine Heilige Kuh ist? Nur die von der Weltmacht abhängigen Länder können sich einmischen: Zum Beispiel mit der Kritik am Bruch von SALT II. Diese Einmischung in den überlegenen politischen Weltstandpunkt muß dann allerdings zurückgewiesen werden: Europäische Politiker sind eben von Verträgen „hypnotisiert“. Klaus Hartung
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