Gefängnis für Neo–Nazis gefordert

■ Prozeß gegen Anhänger der Wehrsportgruppe Hoffmann in Nürnberg / Staatsanwalt fordert für Folterung an Komplizen zwischen drei und vier Jahren Haft / „Willfährige Befehlsempfänger“

Aus Nürnberg Bernd Siegler

Seit Mitte November müssen sich insgesamt neun ehemalige Gefolgsleute der Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG) vor dem Nürnberger Landgericht wegen verschiedenster im Libanon begangener Straftaten verantworten. Staatsanwalt Breitinger hielt jetzt die Hoffmann–Aktivisten Franz– Joachim Bojarski, Uwe Mainka und Walter Ulrich Behle der grausamen Folterungen an dem WSG–Mitglied Kai Uwe Bergmann im Libanon für überführt. Als Karl–Heinz Hoffmann, der im Juni zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, zu Ohren gekommen war, daß Berg mann bei einem Fluchtversuch Kontakt mit der deutschen Botschaft im Beirut aufnehmen wollte, beauftragte er Bojarski und Uwe Behrendt, Bergmann zu verhören. Behrendt beging später im Libanon Selbstmord. Mainka und der heute noch für die „Schwarze Front“ aktive Behle schoben Wache und leisteten bei den schweren Mißhandlungen mit brennenden Zigaretten und einem glühenden Bajonett Beihilfe. Als Bergmann nur noch winselte, schlug Karl–Heinz Hoffmann ihn „in barbarischer Weise“, so der Staatsanwalt. Über das weitere Schicksal von Bergmann ist offiziell nichts bekannt. WSG–Mitglied Paul soll später geäußert haben: „Das dumme Schwein lebt nicht mehr.“ Wegen gefährlicher und vorsätzlicher schwerer fortgesetzter Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung forderte Staatsanwalt Breitinger in seinem Plädoyer für Bojarski eine Gesamtstrafe von vier Jahren und sechs Monaten, für Behle und Mainka drei bzw. zweieinhalb Jahre. Die von den Angeklagten vorgebrachte Darstellung, sie hätten auf Befehl Hoffmanns gehandelt, ließ der Staatsanwalt nicht gelten. „Alle waren willfährige Befehlsempfänger“, niemand sei gegen die „sadistischen menschenverachtenden Taten“ bremsend eingeschritten.