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I N T E R V I E W „Ich bin besorgt und mißtrauisch“

■ Robert E. White, Ex–US–Botschafter in El Salvador, zu den Folgen von „Irangate“

Robert E. White ist heute Direktor des „Internationalen Zentrums für Entwicklungspolitik“. Diese Wash ingtoner Organisation berät vor allem Kongreßmitglieder der Demokratischen Partei und hat sich gegen die Finanzierung der antisandinistischen Contra durch die US–Regierung ausgesprochen. taz: Bedeutet der gegenwärtige Skandal um US– Waffenverkäufe an den Iran und die Weiterleitung der Erlöse nach Mittelamerika das Ende der Reaganschen Unterstützungspolitik für die Contra? Robert White: Ich bin nicht sicher. Die meisten Experten stimmen ihrer Ansicht zu, aber ich hoffe eigentlich, daß die Contra–Hilfe nicht allein wegen dieser nationalen Tragödie, die wir gegenwärtig durchmachen, beendet wird. Mir wäre lieber, wenn man diese Politik als solche überprüft und zu dem Schluß kommt, daß sie falsch ist, statt daß der Kongreß zukünftige Gelder ablehnt, weil einige Leute in unserer Regierung illegale und kurzschlüssige Dinge getan haben. Eine Sache habe ich nie verstanden: Warum hat Justizminister Meese die Abzweigung der Profite aus dem Waffen–Deal mit dem Iran für die Contra überhaupt öffentlich gemacht? Ich weiß es auch nicht. Aber wir haben schon drei Tage vor dem Auftritt von Meese gemutmaßt, daß mehr Waffen als offiziell behauptet an den Iran geliefert wurden und ein Teil des Profits an die Contra verschoben wurde. Wir haben die wichtigsten Zeitungen über diese Theorie informiert. Vielleicht haben Journalisten durch ihre Fragen Befürchtungen geweckt, daß die Geschichte rauskommen könnte. Und Ed Meese hat ja am Anfang auch nicht die volle Wahrheit gesagt. In Ihrem Büro ist Anfang Dezember eingebrochen worden. Haben Sie einen Verdacht über den Hintergrund? Was haben die Ermittlungen bisher ergeben? Ein Verdacht ist uns schon deshalb gekommen, weil dies der 32. Einbruch bei einer Organisation gewesen ist, die sich gegen die Contra–Hilfe ausgesprochen hat. In den letzten Tagen gab es den Einbruch bei einem Anwalt in Kalifornien, wobei eine wichtige Akte gestohlen wurde, und den mysteriösen Tod eines ehemaligen Contras in Florida, der vor Gericht aussagen sollte. Angeblich ist er an einer Überdosis gestorben, seine Aussage war jedenfalls entscheidend. Ich bin besorgt und mißtrauisch, ja. Von offizieller Seite habe ich bisher nichts gehört, und ich werde das nicht mehr lange hinnehmen. Das Gespräch führte Stefan Schaaf

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