P O R T R A I T Mann des Übergangs

■ Nguyen Van Linh, der neue Parteichef der KP Vietnams / Parteipolitiker mit reformistischen Ideen

Für das DDR–Parteiorgan „Neues Deutschland“ hat der am Donnerstag gewählte neue vietnamesische Parteichef Nguyen Van Linh eine lupenreine Parteikarriere hinter sich. Der 1915 geborene schloß sich schon 1929 einer revolutionären Studentengruppe an, war 1930 von den Franzosen verhaftet zu lebenslanger Haft verurteilt worden, kam aber 1936 nach dem Sieg der Volksfront in Frankreich frei . Der aus der Nordprovinz Hung stammenden Van Linh hat mit der Unabhängigkeit 1945 in verschiedenen hohen Positionen im Süden des Landes am Widerstand gegen die Franzosen und später gegen die Amerikaner teilgenommen. Nach dem Sieg über die USA wurde er 1976 zwar Mitglied des Politbüros, doch hatte er nicht die Macht, sich gegenüber den Hanoier Funktionären mit seinen reformistischen Ideen durchzusetzen. Deshalb wurde er 1982 kaltgestellt, ein Umstand, den die DDR–Zeitung lediglich mit „seiner Wiederwahl zum Mitglied“ des ZK umschreibt. Der auch im Volk populäre Linh tritt für Leistungsanreize in der Landwirtschaft und Industrie sowie für die Stärkung der Autonomie der Betriebe ein. Damit entspricht die Politik Linhs den Vorstellungen des sowjetischen Parteichefs Gorbatschow.