Polizei–Razzien in Jerusalem

■ Orthodoxe jüdische Religionsschulen sollen an den anti–arabischen Aktionen in Ost–Jerusalem beteiligt sein / Angriffe von Jeschiwot–Mitgliedern auf israelisches Fernsehteam

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Bei einer neuerlichen Hausdurchsuchung von zwei Jeschiwot (orthodoxe jüdische Religionsschulen) in der Jerusalemer Altstadt konnte die Polizei am Wochenende keine Waffenlager finden. Israels Sicherheitsdienste verdächtigten Jeschiwot–Studenten, an den Angriffen und Sabotage– Akten gegen arabisches Eigentum in Ostjerusalem beteiligt zu sein. In einem Pkw der Marke BMW, das der „Schuwu Banim“ Jeschiwa gehört, hatte die Polizei vor der Durchsuchung der Gebäude Material zur Herstellung von Brandbomben gefunden. Der Fahrer, ein ehemaliges Kibbuz– Mitglied und seit sechs Jahren Jeschiwa Schüler, wurde in Haft genommen und gegen Kaution später freigelassen. In beiden Jeschiwot beschlagnahmte die Polizei Dokumente und Aktenmaterial. Zur gleichen Zeit überfielen Jeschiwot–Mitglieder ein israelisches Fernsehteam, das zu einem Interview erschienen war und versucht hatte,die polizeiliche Durchsuchung zu filmen. Ein Fotograf wurde so arg verprügelt, daß er das Bewußtsein verlor. In dem Handgemenge wurde seine Kamera zerstört und später stellte sich heraus, daß er Knochenbrüche erlitten hatte. Fernsehleute und Journalisten wurden beschimpft, „allesamt Nazis“ zu sein. Der rechtsradikale Rabbiner Kahane und Begleiter erschienen am Ort, um Solidarität mit den Jeschiwot zu demonstrieren. Befragt, ob er glaube, es gäbe neue geheime jüdische Terroristen–Organisationen, die Sabotageakte gegen Palästinenser durchführen, antwortete Knessetmitglied Kahane: „Ich möchte sehr hoffen, daß das stimmt. Wenn es derlei Organisationen nicht gibt, werden immer mehr Juden ums Leben kommen.“ Am Montag hat sich Kahane für die Schaffung eines neuen jüdi schen Terrornetzes im Kampf gegen die Araber ausgesprochen. Auf einer Pressekonferenz in Jerusalem spielte der Abgeordnete der „Kach“–Partei auf die jüngste Serie palästinensischer Anschläge im Ost–Teil der Hauptstadt an und erklärte, wenn die Regierung nicht fähig sei, die israelische Bevölkerung zu schützen, müsse diese „ein neues Selbstverteidigungsnetz bilden. Mitglieder der links–zionistischen Mapam– Partei verlangen jetzt, daß Kahane wegen „rassistischer Aufwiegelung“ angeklagt wird. „Alhamischmar“ - die Tageszeitung der Mapam - warnt heute vor neuen anti–arabischen Pogromen, die sicherlich zu erwarten sind, falls die Organisation Kahanes „Kach“ nicht verboten wird. Führer der Gusch–Emunim Terroristen Organisation, die einstweilen aus der Haft entlassen wurden, erklären, daß man sich jetzt auf die Regierung der nationalen Einheit mit Schamir an der Spitze und Rabin als Sicherheitsminister verlassen könne. Diese Regierung würde die israelischen Interessen in Judea–Samaria–Gaza wahrnehmen; eine neue Untergrundorganisation sei deshalb jetzt unnötig. Ihre eigenen Aktionen hätten nichts mit Terrorismus zu tun. Sie seien nicht gegen die Regierung und bestehende Ordnung im Staat, erklärte einer der Führer der Gruppe, Nathan Natanson.