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Amnestie für Uruguays Militär

■ Gestern beschloß das Parlament, die Verbrechen der Militärdiktatur 1973 - 1985 ungesühnt zu lassen

Montevideo (ap/taz) - Die beiden Kammern des uruguayischen Parlaments haben am Sonntag und Montag eine Generalamnestie für Verbrechen der Sicherheitskräfte unter der Militärdiktatur von 1973 bis 1985 erlassen. Ein entsprechendes Gesetz wurde mit den Stimmen der regierenden Colorado–Partei und der Nationalen Partei gegen die Stimmen der linken „Frente Amplio“ verabschiedet. Mit der Amnestie versuchte Präsident Sanguinetti eine offene Auseinandersetzung mit dem Armeechef General Hugo Medina zu verhindern. Medina hatte angekündigt, daß er seinen Untergebenen verbieten werde, gerichtlichen Vorladungen im Zusammenhang mit Verfahren wegen Menschenrechtsverletzungen Folge zu leisten. Debatte und Abstimmungen waren von Demonstrationen vor dem Parlamentsgebäude begleitet. Auch im Parlamentssaal ging es eher wild zu. Als aus den Reihen der „Frente Amplio“ ein Abgeordneter der Nationalen Partei beschimpft wurde, sprang dessen Kollege vom Sitz hoch, rannte zur Fraktion der „Frente Amplio“ und drosch auf ihre Abgeordneten ein. Rund 20 Parlamentarier waren schließlich in die Schlägerei verwickelt. Eine Gruppe außerparlamentarischer Demonstranten protestierte indessen vor dem Haus des Oberstleutnant Manuel Cordero, dem Folterung Gefangener vorgeworfen wird. Dieser trat daraufhin aus dem Haus und schoß mit seiner Maschinenpistole in die Luft. Nach Zeugenaussagen stand auch Oberstleutnant Jose Nino Gavazzo mit einer Maschinenpistole vor seinem Haus. Von ihm wird noch die Rede sein - auf der Tagesthema–Seite 3 Hälfte des Lebens Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken vom Küssen Trunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. Friedrich Hölderlin

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