: Todesurteil in Putschistenprozeß in Togo
■ 13 Todesurteile wurden am vergangenen Wochenende in Togo gefällt / Die Verurteilten waren angeklagt, an einem Putschversuch im September beteiligt gewesen zu sein / In Ghana und Burchina Faso wird togolesische Opposition geduldet
Aus Lome Knut Pedersen
Lome (taz) - Am vergangenen Wochenende verurteilte ein Sondergerichtshof im westafrikanischen Togo 35 Personen, die am 23. September gewaltsam versucht hatten, das Regime General Eyademas zu stürzen. 13 Angeklagte wurden zum Tode verurteilt, darunter Gilchrist Olympio, ein im benachbarten Ghana exilierter Sohn des früheren Präsidenten Sylvanus Olympio, der vor 24 Jahren dem ersten Militärputsch im unabhängigen Afrika zum Opfer fiel: dem geglückten Staatsstreich des damaligen Sergeanten Etienne Eyadema. Der zweitägige Prozeß vor einem „Staatssicherheitshof“ war unter drei Gesichtspunkten von Interesse. Zum einen ging es um juristische Rechtmäßigkeit in ei nem Land, dem „amnesty international“ ein mehr als gebrochenes Verhältnis zu Menschenrechten vorwirft. Weiterhin ging es um die Frage, ob die Nachbarstaaten Ghana und Burkina Faso tatsächlich den Putschversuch organisiert haben, wie es die togolesische Regierung behauptet. Und zu guter Letzt konnte man hoffen, im juristischen und diplomatischen Dickicht Spuren von Wahrheit zu entdecken: denn noch immer ist weitgehend unklar, was und warum am 23. September in Lome tatsächlich vor sich gegangen ist. Ob und in welchem Maße die ghanaische und burkinabeische Regierungen für den Umsturzversuch im Togo verantwortlich gemacht werden können, bleibt wohl weiterhin umstritten. Schenkt man den Aussagen der Angeklagten Glauben, so ist immerhin ein deutig, daß togolesische Oppositionelle in beiden Ländern mit weitgehender Duldung rechnen können. Die meisten Angeklagten sind nach eigener Darstellung in Militärcamps in Ghana und Burkina Faso militärisch gedrillt worden. Fest steht, daß die oppositionelle „Fremdenlegion“ am Abend des 23. September dieses Jahres einsatzbereit war. Tatsächlich warteten an jenem Abend 19 Männer in einem Wohnhaus in Lome auf den vorbeifahrenden Präsidenten Eyadema, dessen Ermordung eine zweite Gruppe auf den Plan rufen sollte. Nach dem Erfolg der Kommandoaktion hätte sie alle strategischen Punkte der Hauptstadt besetzten sollen, um schließlich über den nationalen Rundfunk eine Siegeserklärung zu verkünden. Dazu freilich ist es nie gekommen, denn die togolesischen Sicherheitskräfte waren lange schon auf dem Laufenden, sie hatten bereits am Nachmittag des 23. September rund um die Hauptstadt Stellung bezogen. Und am Abend, etwa gegen halb neun, wurde das von den Verschwörern besetzte Haus gestürmt - die Überraschten Putschisten hatten nicht einmal die Zeit, ihre Waffen zu ergreifen, geschweige denn sie zu benutzen. Die Verteidiger der Angeklagten Putschisten haben das Gericht um Auskunft über die dubiose Rolle eines gewissen Godwin Ozou ersucht. Leider vergeblich. Besagter Herr nämlich hat den 19 lauernden Verschwörern ein ganzes Waffenarsenal ins Haus geschleppt - kurz bevor die Polizei die lange schon denunzierte Bande hochgehen ließ. Und seither ist Godwin Ozou verschwunden. Die togolesischen Verteidiger haben dem Sondergerichtshof vorgehalten, sich um die Rolle des Herrn Ozou nicht eben Verdienste erworben zu haben. Offensichtlich fiel Ozou am Abend des 23. September eine Schlüsselrolle zu: er war entweder der operationelle Kopf der Verschwörer oder aber ein „agent provocateur“. Aber man muß kein leidenschaftlicher Gegner des Eyadema–Regimes zu sein, um festzustellen, daß auf der Angeklagebank in Lome nur Putschisten gesessen haben, die bereits außer Gefecht gesetzt waren, als der Putsch eigentlich stattfand. In den Straßen der Hauptstadt nämlich. Dort ist zwei Tage lang gekämpft worden. Das aber paßt nicht ins Bild eines siegreich niedergeschlagenen Putsches in Afrika.
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