: Systemwettstreit
■ Ost–Berlin eröffnet 750–Jahr–Feier
Der Wettstreit hat begonnen: Hauptstadt gegen Metropole heißt das Motto, das ein langes Jahr lang das 750–Jahr–Jubiläum in beiden Teilen Berlins begleiten wird. Wie die DDR das Spektakel über die Bühne bringen möchte, machte sie schon beim Eröffnungskonzert klar. Neben dem Platzvorteil - das historische Zentrum liegt im Ost–Teil - sicherte sie sich auch den zeitlichen Vorsprung. Die Westler starten erst im April. Daß die westlichen Alliierten der Meinung sind, Ost–Berlin gehöre nicht zum Staatsgebiet der DDR, juckt Honecker nicht. Um die westlichen Botschafter nicht zu sehr zu düpieren, die lange mit ihrem Besuch zum Eröffnungskonzert zögerten, wurde die DDR–Nationalhymne eben in der Sparte populäre Volksmusik zu Gehör gebracht. Neben dem konkurrierenden Ziel, das wahre Schaufenster zur Welt zu sein, sorgt die Statusfrage für die Begleitmusik der Jubel–Feier. Kommen die Alliierten, will oder darf Diepgen nach Ost–Berlin fahren, diese Fragen bestimmen seit Wochen die Diskussion und sind wie ein nervöses Trippeln vor dem Startschuß ins Jubeljahr. Der Status der Stadt kann nie so befriedigend definiert sein, als daß man ihn nicht verändern könnte. Darin kann der wirkliche Gewinn der Jubelfeiern für die Stadt liegen. Ein Fortgang der Entspannungspolitik wird sich nicht vermeiden lassen. Das mag ein nicht einkalkulierter Aspekt sein. Mit der Fokussierung der Aufmerksamkeit auf diese geteilte Stadt kann sich die DDR einen Schießbefehl und Tote an der Mauer nicht leisten. Beide Teile der Stadt können dabei nur gewinnen. Gerd Nowakowski
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