: Terrorbeschaffungsmaßnahme
■ Her mit den taz–Terroristen - die FAZ bläst zur Hatz
„Gegen gültiges Gesetz“ war am Samstag der Leitkommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung überschrieben - doch es ging nicht um die Kampfflieger, die MBB dem Ayatollah verdealt, nicht um die Bastelanweisungen für U– Boote und auch nicht um Handel und Wandel mit Südafrika. Nein, die FAZ hat einen größeren Gesetzesbrecher im Visier: die taz. Deren Auflage steigt zwar unentwegt, daß sie aber so schnell zu so mißliebiger Konkurrenz wird, daß das situierte Unternehmerblatt FAZ ihr die Justiz auf den Hals hetzt, ist eine freudige Überraschung. Die taz–Tat besteht darin, am 2. Januar auszugsweise zwei Bekennerschreiben zu den Brandanschlägen in Hamburg veröffentlicht zu haben - drei Tage nach In–Kraft–Treten der neuen „Anti–Terrorgesetze“. „Die Terroristen“, so die FAZ, „lieferten dabei genaue Bastelanweisungen von primitiven aber zweckdienlichen Brandsätzen. Derartige Verbrecherpost zu erhalten kann heute jeder Redaktion passieren. Doch wenn eine Zeitung sie als Dokumentation den Lesern darbietet, handelt es sich nach dem Wortlaut des neuen Gesetzes um eine Anleitung zu einer rechtswidrigen Tat, nach ihrem Inhalt bestimmt, die Bereitschaft anderer zu fördern, sie zu begehen... Es wird nun spannend sein zu beobachten, ob die Verbrechens–Anleitung in der tageszeitung nach dem jetzt gültigen und klarformulierten Gesetz strafrechtlich verfolgt wird.“ Abgesehen davon, daß im Unterschied zum U–Boot ein „primitiver“ Brandsatz auch ohne „genaue“ Bastelanweisung von jedem Gymnasiasten gebaut werden kann, daß die Zustellung von „Verbrecherpost“ nicht erst „heute“, sondern schon immer auch in den besten Redaktionen vorkommt, daß es nicht Sache des Gesetzgebers ist, den „Inhalt“ oder die Bereitschaftsförderung von Dokumentationen zu bestimmen. Sonst m Terroristen gefangen, sondern neue gemacht werden und daß die FAZ nicht ihre Security–Special–Beamten Fromme oder Busche, sondern den teutonischen Förster Me. zur Hatz blasen läßt, abgesehen von all diesen Widrigkeiten offenbart eine kleine 15–Zeilen– Meldung auf derselben FAZ–Seite des Pudels Kern. „Auf ein Transformatorenhaus im Berliner Bezirk Spandau ist in der Nacht zum Freitag ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Wie die Polizei mitteilte, habe der Sprengsatz ein faustdickes Loch in die Wand gerissen. Die den Grünen nahestehende tageszeitung hat - gekleidet in eine Dokumentation - in ihrer Ausgabe vom 2. Januar eine Anleitung zur Herstellung von Brandsätzen gegeben.“ Oben war noch von Brandsätzen die Rede, jetzt sprengen sie schon Löcher. Mathias Bröckers
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