: Deutsch–deutsche Giftschleuderei
■ Der größte Ost–Berliner Arzneimittelhersteller VEB Berlin Chemie soll Umweltskandal ausgelöst haben / Messungen der TU Berlin haben „höhere Mengen von DDT–Rückständen“ ergeben
Berlin (ap) - Der größte Ost–Berliner Arzneimittelhersteller, VEB Berlin Chemie, steht im Verdacht, Verursacher eines grenzüberschreitenden deutsch–deutschen Umweltskandals zu sein. Nach Angaben des West–Berliner Ökologieexperten Peter Wensierski stellt der DDR–Betrieb das hochgiftige Pflanzenschutzmittel DDT her, bei dessen Produktion Abfall entsteht, der West–Berliner Gewässer, Boden und Luft hochgradig verschmutze. Wensierski sagte am Mittwoch, daß der rund zwei Kilometer von der Berliner Mauer entfernte Pharmabetrieb offenkundig giftige Abwässer „unkontrolliert“ in den Teltow– Kanal einleite. Messungen der Technischen Universität im Westteil der Stadt hätten im Wasser und in den Bodensedimenten des Kanals „höhere Mengen von DDT– Rückständen“ ergeben. Auch Bodenproben, die nahe des Pharmabetriebs genommen worden seien, hätten im West–Berliner Bezirk Rudow erhöhte Konzentrationen des Pflanzenschutzmittels ausgewiesen. In der Bundesrepublik ist die Anwendung von DDT seit 1972 verboten. In einer vorweg gezeigten Fernsehsendung unter dem Titel „Mit Wind und Wasser über die Grenzen“, die am Donnerstag im ZDF ausgestrahlt wurde, bezeichnete Wensierski die volkseigene DDR–Chemiefabrik als „Supergiftschleuder“. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern ist die DDT–Herstellung in der DDR von staats wegen sanktioniert. Im „Pflanzenschutzmittelverzeichnis“ seien die rein DDT–haltigen Wirkstoffe Bercema–Becosal, Bercema–Aero–Super und Bercema–Spritzaktiv– Emulsion aufgeführt. Für Wensierski sind die Aktivitäten des „VEB Berlin chemie“ ein „gesetzlich abgesegneter Umweltskandal“. tazintern
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