: Spielend an die Macht
■ Über „Junta“, ein Spiel um Gewalt, Intrigen und Umstürze
„In der Realität mag Lügen falsch sein: Bei Junta ist es richtig. Junta ist ein politisches Spiel.“ (aus der Spielregel) Mist! fluche ich leise vor mich hin. Frank vom Clan der Zigarrenspitzen hat mich gerade gezwungen, meinen Einfluß auf die Radikalen aufzugeben und damit meinen Plan zunichte gemacht, Innenminister der „Republica de las Bananas“ zu werden. Dabei fing alles so schön an. Drei Trottel stritten sich um den Posten des Präsidenten. Ich suchte mir einen aus, warf meine elf Einflußstimmen in die Waagschale und bekam dafür den Posten des Ministers versprochen. Durch Frank ist mein Einfluß im Parlament geschwunden. Wunderbar, ich ziehe eine Attentäterkarte. Frank, du wirst mein erstes Opfer sein. Der Präsident macht schön Wetter, bis auf den Clan der Bärte werden alle Familien mit Kabinettsposten bedacht. Ich werde Admiral. Frank wird zu mächtig, zum Posten des Innenminister erhält er noch den Oberbefehl über die Luftwaffe. Das kann nicht gut gehen. Der Haushalt - Entwicklungshilfegelder aus den USA - geht glatt durchs Abgeordnetenhaus. Die Stimmenverhältnisse sind eindeutig: 25 zu 20 für die Präsidentenseite. Diese Runde gehe ich ins Exil. Ohne Geld kein Attentat. Am unverfänglichsten ist die Botschaft Mexikos. Wir Mittelamerikaner müssen in Zeiten der Not zusammenhalten. Habe ich es mir doch gedacht. Der Innenminister versucht den Präsidenten zu liquidieren. Er vermutet ihn in der Bank. Das ist naiv. Niemand wird versuchen in der ersten Runde sein Geld in die Schweiz zu überweisen. Die Brillen jagen den Präsidenten zuhause. Armer Präsident, alle wollen ihn umbringen, weil er das meiste Geld besitzt. Die Brille hat recht behalten. Sie kann ihn zwar töten. Aber immerhin muß er zwei Millionen berappen. Das bedeutet Putsch–Vorwand. Wer sagts denn. Da rückt die erste Heeresbrigade auch schon vor. Die zweite und dritte schließen sich an. Das sieht gut aus. Meine Marineinfanteristen unterstehen leider dem Präsidenten. Frank stellt sich trotz Mordversuch auf die Regierungsseite. Wankelpolitik. Er setzt seine Luftwaffe ein. Ohne Erfolg! Bereits in der dritten Putschphase muß der Präsident aufgeben. Frank will sich schnell noch auf die Seite der Aufständischen retten. Ich kehre aus dem Exil zurück und versichere der siegreichen Junta meine Unterstützung. Die Brille wird zum neuen Präsidenten ausgerufen. Er läßt seinen Vorgänger und den Innenminister erschießen und kassiert deren Vermögen. Beide Clans haben vorerst allen Einfluß verloren. Da ich die Banken kontrolliere, gehört mir nun das größte Stimmenpaket im Parlament. Die Beste Voraussetzung, um Innenminister zu werden. Udo vom Clan der Bärte fängt plötzlich an zu spinnen. Er schmeißt seine Ereigniskarten auf den Tisch, setzt Volksmilizen ein, fliegt einen Hubschrauberangriff auf den Präsidentenpalast, Aufruhr im Elendsviertel, ruft den Generalstreik aus. Ich protestiere, mein schöner Plan! Udo besetzt mit den Streikenden und den Studenten Parlament, Radiostation, Hauptbahnhof und Bank. Alle Macht dem Volke! Das steht doch gar nicht in den Regeln, brülle ich. Du bist als guter taz–Leser doch auch für Regelverstöße, oder?! ist seine grinsende Antwort. Peter Huth Autoren Vincent Tsao, Ben Grossman, Eric Goldberg; Junta. Altenburger und Stralsunder Spielkarten Fabriken AG. 1986. ca. 40 DM, freigegeben ab 18 Jahren
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