Stromausfälle in ganz Frankreich

■ Pariser Westbahnhof lahmgelegt / Verkehrschaos auf den Straßen / Streik bei den Elektrizitätswerken / Große Gewerkschaften schließen sich den Streikaufrufen der CGT an

Aus Paris Georg Blume

Mit unverminderter Härte dauerten am Donnerstag in Frankreich die Streiks im öffentlichen Dienst an. Im Fernverkehr fuhren 40% der Züge, im Pariser Nahverkehr waren es erheblich weniger. Am Pariser Westbahnhof St. Lazare lag der Verkehr aufgrund einer Eisenbahnerblockade über Stunden völlig lahm. Auf den Südost– Linien behinderten technische Eingriffe der Streikenden, die Bahndirektion und Regierung als „Sabotageakte“ denunzierten, den Zugverkehr. Bei den Pariser Bussen und Metros sah es im ganzen nicht viel anders aus. Etwa die Hälfte der Verkehrsmittel waren in Bewegung. Von den öffentlichen Verkehrsmitteln offensichtlich abgeschreckt griffen gestern eine große Zahl der Franzosen zum Steuerrad, so daß es erstmals seit Beginn der Streiks zu er heblichen Verkehrsstaus kam. Zwanzig Kilometer vor Paris, zehn Kilometer vor Lyon, Lille und Marseille waren die großen Zufahrtsstraßen dicht. Weiterhin kam es im ganzen Land erneut zu erheblichen Stromausfällen durch den Streik der Elektrizitätswerke, dem sich nach den Aufrufen der kommunistischen CGT nun auch die beiden anderen großen Gewerkschaften, CFDT und „Force Ouvriere“ anschlossen. Dagegen tun sich die Postangestellten schwer mit dem Streik. Nur in einigen Vollversammlungen der Postämter stimmte man mehrheitlich für die Arbeitsniederlegung. Die Gewerkschaften führen dies darauf zurück, daß viele Postler nur die gesetzlichen Mindestlöhne erhalten. Indes kann sich kein streikender Franzose sicher sein, für die Streiktage Entgelt zu bekommen. Von Seiten der Gewerkschaften sind keine Streikzahlungen zu erwarten. Währenddessen begannen bei der französischen Eisenbahn erneut Verhandlungen zwischen Direktion und Gewerkschaften, die sich auch mit den Forderungen nach Verbesserung der Arbeitsbedingungen beschäftigen werden.