: Q U E R S P A L T E Aufgepaßt Bangemann!
■ FDP–Chef ruft nach „Minister Strauß“
Nun gebt ihm doch endlich einen Ministersessel, damit er aufhört zu maulen“, sagt FDP–Chef Bangemann neuerdings über CSU–Chef Strauß! Was soll man nun davon halten? Hat der Mann aufgegeben?! Ist die FDP nicht mehr das Bollwerk gegen die Rechten aus dem Süden? Oder handelt es sich etwa um eine neue, raffiniert eingefädelte Wendung in der Wahlkampfstrategie? Nach dem Motto: „Kritiker gehören integriert. Nur Einigkeit macht stark.“ Denn schließlich ist ja die große Front Strauß–Genscher, Flüche gegen Gesäusel, der einzige offenbare Riß in der Koalition, in dem die SPD zu bohren versteht. Aber hat Bangemann bedacht, daß eine solche Strategie–Wende nach hinten losgehen kann? Die „große Front“ ist doch in Wirklichkeit die „große Achse“. Mit Bedacht haben Strauß und Genscher dieses Konzept branchenbeherrschenden Marketings übernommen: Der Waschmittelkonzern „Ätz–weg“ kauft die Konkurrenz– Produktion „Mach–weich“ auch nicht auf, um beides harmonisch unter „o–wie–weiß“ zu fusionieren. Die ganze Kaufkraft des Konsumenten entfaltet sich erst, wenn er die Fiktion der Auswahl zwischen Extremen hat. Genscher wird gegen den Rowdy aus Bayern gewählt, und Strauß fängt Stimmen, weil der Leisetreter von der FDP auf Trab gebracht werden soll. Zum Schluß sind sie uns beide sicher. Also, lieber Bangemann, die Strategie der maximalen Spannbreite muß aufrechterhalten bleiben! Das scheinbare Nachgeben kann da nur Sinn machen, wenn der Bayer damit zur kämpferischen Höchstform gereizt werden soll. Dazu aber fehlt bislang noch der Hinweis, welche Aufgabe für Strauß am passendsten wäre. Vielleicht das Frauenministerium? Lieschen Harms
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