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Diepgen fordert mehr Spielraum

■ Kritik an den Alliierten / Bloße Status quo–Bewahrung ist Status quo–Minus / Regierender will an Ost–Berliner 750–Jahr–Feierlichkeiten teilnehmen / SPD sieht „Widerspruch zwischen Denken und Handeln“

Von Klaus Hartung

Berlin (taz) - Der Regierende Bürgermeister Berlins, Diepgen, der seit September nicht allein nur West–Berlin in Spannung hält, ob er trotz Gegendrucks der westlichen Allierten die Einladung nach Ost–Berlin zu der 750– Jahr–Feier annehmen werde, hat sich festgelegt. In einer Grundsatzrede am Donnerstag in Bonn erklärte er, „ symbolische Schritte“ seien notwendig. Was er meinte, verdeutlichte er in der Kritik der Alliierten. Besuche westlicher Regierungsmitglieder in der DDR und bloßes Festhalten am Status–quo vertiefe die Trennung der Stadthälften, sei eine „Scherenentwicklung“, bringe einen „Status quo–Minus“. „Mit substanzlosen Solidaritätsbekundungen würde die Freiheit Berlins verkümmern.“ Er warnte davor - mit deutlichem Bezug auf die Alliierten und die CDU–Clientele - in Berlin aus „jeder Frage eine Statusfrage zu machen“. Seine Rede war ein einziges Plädoyer für politischen Spielraum in Berlin: nicht „pathetisch von Freiheit reden“, sondern mehr „Freiheit zum Handeln“. „Beweglichkeit, Offenheit und Dialogbereits chaft“ gegenüber Ost–Berlin und eine bessere Beziehung zur Sowjetunion seien notwendig. Chancen leitet Diepgen erstaunlicherweise nicht aus der Politik der Bundesregierung, sondern aus der „klaren Westorientierung in der DDR“ und aus der Gemeinsamkeit von Problemen „in der Mitte Europas unterhalb der Macht– und Systemfragen“ ab. „Sehnsucht nach Selbstfindung in der Nation“ könne sich in Berlin leichter realisieren. Eine „große nationale Debatte“ stehe an, für die man im Westen „geistig nicht gerüstet“ sei. Dabei verweist Diepgen, daß der Versuch, „eine DDR–Nation zu konstituieren, ernst zu nehmen“ sei. Vom SPD–Vorsitzenden Momper wird lediglich der „Widerspruch zwischen Denkeln und Handeln“ kritisiert, denn Diepgen werde in seiner Entscheidung durch die CDU–“Stahlhelmer“ eingeschränkt. Diepgen versucht, die 750–Jahr–Feier zur „Zwischenetappe zur freiheitlichen Einheit Berlins“ aufzuwerten.

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