: Bahr fordert Stopp der Atomtests
■ Sicherheitspolitische Tagung der Friedrich–Ebert–Stiftung unter Beteiligung sozialdemokratischer Politiker und Naturwissenschaftler aus mehreren europäischen Ländern /Europäische Abrüstungsinitiative verlangt
Bonn (ap/dpa) - Für einen atomaren Teststopp, eigene europäische Abrüstungsinitiativen und eine europäische Beteiligung auch an Verhandlungen über nukleare Kurzstrecken– und Gefechtsfeldwaffen haben sich Naturwissenschaftler und sozialdemokrati sche sowie sozialistische Politiker aus mehreren westeuropäischen Ländern ausgesprochen. Auf einer sicherheitspolitischen Tagung der SPD–nahen Friedrich–Ebert–Stiftung, die in erster Linie einem intensiven Meinungs– und Erfahrungsaustausch diente, wurde jedoch nicht in allen Fragen Einvernehmen erzielt. Die Gespräche sollen jedoch fortgesetzt werden. SPD–Abrüstungsexperte Egon Bahr unterstrich vor Journalisten, daß eine Fortsetzung der Atomversuche zur Entwicklung immer kleinerer Atomwaffen führen und damit besonders Europa gefährden würde. Europa müsse jedoch in jedem Fall künftig seine Eigeninteressen stärker zur Geltung bringen, eigene Initiativen für die Verhandlungen der Großmächte entwickeln und sich an Verhandlungen über nukleare Kurzstreckenwaffen und Gefechtsfeldwaffen beteiligen. Es werde immer deutlicher, daß die Grenze zwischen Nuklearwaffen und konventionellen Waffen immer fließender werde und deshalb auch diese Waffen bei konventionellen Abrüstungsverhandlungen auf den Tisch kämen. Beteiligt waren neben Naturwissenschaftlern auch führende Vertreter sozialdemokratischer Parteien in Belgien, den Niederlanden und Norwegen. Dabei wurde deutlich, daß eine Mehrheit auch einen atomwaffenfreien Korridor in Europa befürwortet, um die Gefahr für das dichtbesiedelte Gebiet zu verringern, jedoch hier auch Vorbehalte bestehen. Für stärkeren europäischen Druck zugunsten einer Nullösung bei Mittelstreckenwaffen sprachen sich die Vertreter der sozialdemokratischen Parteien in Belgien und den Niederlanden aus. Dagegen machte Professor Rainer Labusch vom physikalischen Insitut der TU CLausthal–Zellerfeld geltend, daß eine globale strategische Verteidigung auch für Mittelstreckenraketen wirksam wäre. Wenn Verhandlungen über SDI scheiterten, werde sicher auch die strategische Rüstung weiter zunehmen. Scharfe Kritik übte der Geschäftsführer der Internationalen Naturwissenschaftler–Vereinigung zur Verhinderung eines Atomkriegs, Bastian, wegen ihrer Atomtests.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen