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„Da können Sie drin rumwählen“

■ Grüner Winterzauber mit Heimspiel für Joschka „Umweltparmesan“ / Schily will Staatsgäste nicht mit Militärmusik, sondern mit BAP empfangen

Wenn Politikfähigkeit sich am Organisationsgrad Bunter Abende messen ließe, die Grünen wären nahezu perfekt. Zum vierten Mal, nach Ludwigshafen, Bochum und Freiburg, ging am Sonntag die grüne Wahlrevue „Winterzauber“ über die Bühne, ein Potpourri aus Pop und Politik, mit Kelly, Fischer, Schily auf der einen, Ginger Baker, Rio Reiser, Wolfgang Niedecken (u. a.) auf der anderen Seite. Doch bevor der taz–Reporter den Ort des Geschehens - die Stadthalle in Offenbach - erreicht, beweist eine Durchsage auf „HR 3“, daß zur Politik doch mehr gehört als programmatisches Blabla und fetziges Schubidu: „Das Ministerium für Umwelt und Energie teilt mit, daß die derzeitige Wetterlage eine hohe Luftverschmutzung verursacht und deshalb die Vorstufe des Smogalarms für die folgenden Gebiete...“. Es handelt sich nicht um einen Versprecher (die Meldung wird die ganze Nacht halbstündlich wiederholt), doch während man noch darüber grübelt, was ein irdischer Minister schon ausrichten kann, wenn Petrus das Schwefeldioxid verursacht, steht er schon auf der Bühne, angekündigt als „unser Umweltparmesan“ (nach dem Tornado–Hit „Parmesan und Partisan, alles wird zerrieben“), umjubelt als Lokal–Matador: Joschka Fischer. Für sein Heimspiel hat er sich nur ein paar Notizen mitgebracht, redet zehn Minuten gegen die bestehende, für eine andere Republik: am 2.6. sollen wir wieder demonstrieren und außerparlamentarisch tätig sein, aber am 25. Januar... Ob Fischer und die Seinen ab dem 26. wg. „Alkem“ außerhalb der Landessregierung tätig sein werden, weil die Koalition platzt, davon war in Offenbach nichts zu hören. Dafür moderate Töne von Otto Schily, der auf dem Flügel ein bißchen Bach zum Besten und anschließend das einzige Wahlversprechen des Abends gab: Wenn die Grünen irgendwann an die Regierung kommen, werden zum Empfang ausländischer Staatsgäste keine Militärkapellen aufspielen, sondern Leute wie BAP oder Rio Reiser. Letzterer, mittlerweile vom Anarcho– Rocker zum „König von Deutschland“ avanciert, spielte zum Ärger seiner Fans nur ein einziges Stück, die alte „Scherben“–Nummer „Der Traum ist aus“, wogegen BAP–Frontman Wolfgang Niedecken den Abend mit einem halbstündigen Auftritt beschloß. „Minderheitenschutz für Typen wie Otto und Joschka“ Zuvor hatte Petra Kelly für eine fundamentale, feministische Opposition, mehr Zivilcourage und Minderheitenschutz für Typen wie „Otto und Joschka“ plädiert. Alles richtig, wichtig, schön und gut - auf den Punkt freilich brachte das Wahlspektakel ein Kabarettist, Matthias Deutschmann, der den ökologischen Gemischtwarenladen „Grüne“ aufspießte: „Die Grünen, das ist ein ideologischer Komposthaufen - da können Sie ruhig drin rumwählen.“ mbr.

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