: Pfälzer Vergangenheitsbewältigung
■ Sinti und Roma verlangen andere Konzeption des „Frank–Loebsche–Hauses“ in Landau / Stätte der Aussöhnung anstatt eines Weinlokals gefordert / Anne–Frank–Stiftung droht mit der Absage der Ausstellung
Aus Mainz Rolf Gramm
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma protestierte gestern auf einer Pressekonferenz in Mainz gegen den Plan des Landauer Oberbürgermeisters Christof Wolff (CDU), aus dem „Frank– Loebsche–Haus“ im pfälzischen Landau ein „die Vergangenheit verdrängendes Kommunikations zentrum mit einem Weinlokal“ zu machen. Das über 300 Jahre alte Patrizier–Haus gehörte den Großeltern Anne Franks und diente während des Nationalsozialismus als Sammelstelle für die Abtransporte jüdischer Familien in die Konzentrationslager. Es soll nach einer drei Millionen DM teuren Restauration im April eröffnet werden. Nach Auffassung der Sinti sollte die Stadt Landau ihre Verpflichtung akzeptieren, „dort eine Stätte der Aussöhnung und Verständigung mit Minderheiten“ einzurichten. Wie Romani Rose erklärte, will der Landauer OB ganze 50 qm des 1.000 qm umfassenden Gebäudes für eine Ausstellung zur Geschichte der Landauer Juden reservieren, Hauptattraktion des Hauses soll ein an eine frühere Postkutschenstation erinnerndes Weinlokal sein. Die „Aufarbeitung des nationalsozialistischen Rassenwahns“ habe nach Ansicht des OB nichts mit dem Haus zu tun, sondern solle sich „in den Köpfen des einzelnen Menschen abspielen“. Eine Beteiligung des Verbands der Sinti lehnte der OB mit dem Argument ab, er habe schließlich auch ein verlockendes Angebot der Malerinnung zurückgewiesen. Der Zentralrat hat sich mit der Bitte an den rheinland–pfälzischen Ministerpräsidenten Vogel gewandt, aus dem Haus eine Gedenkstätte mit zwei ständigen Ausstellungen sowie einen Synagogenraum und eine Informationsstelle einzurichten. Rose teilte mit, daß die Anne–Frank– Stiftung in Amsterdam angekündigt hat, unter den gegebenen Bedingungen ihre Ausstellung nicht nach Landau kommen zu lassen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen