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Cordes–Entführung: Kontakte geheim

■ Gesandter des britischen Erzbischofs vermittelt möglicherweise zwischen der Bundesregierung und den Entführern des Hoechst–Managers Cordes

Berlin (taz) - Die Bundesregierung hat Kontakt zu den Entführern des Hoechst–Managers Cordes aufgenommen. Als Vermittler zwischen Bonn und den Entführern im Libanon ist möglicherweise der Sondergesandte des Erzbischofs von Canterburry, Terry Waite, aufgetreten. Waite befindet sich nach Angaben seines drusischen Begleitschutzes seit Dienstag auf seiner zur Befreiung amerikanischer Geisel angetretenen Mission im Libanon. Im Fall des verschleppten Siemens–Technikers Alfred Schmidt sind offensichtlich noch keine Hinweise eingegangen. Regierungssprecher Ost hatte in seiner Mitteilung an die Presse überdeutlich zwischen dem „Entführungsfall Cordes“ und der „möglichen Entführung von Alfred Schmidt“ unterschieden. Einzelheiten wollte er nicht bekanntgegeben. Der Krisenstab der Parteien unter Ausschluß der Grünen hat eine Nachrichtensperre über mögliche Vermittlungen in den Entführungsfällen verhängt. Die in Westbeirut als selbsternannte Polizei fungierende Amal– Miliz hat inzwischen die Entführung des 47jährigen Röntgentechnikers Schmidt ausdrücklich bestätigt. Siemens–Sprecher Rudolf Spätling berichtete in München, von dem Mitarbeiter des Elektronikkonzerns fehle jede Spur. Er sei zuletzt gesehen worden, als er das Summerland–Hotel in Westbeirut, nur mit einer Lederjacke über dem Schlafanzug bekleidet, in Begleitung von Fremden verlassen habe. Nach Informationen eines taz– Mitarbeiters auf Zypern soll ein hochkarätiger Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes in der Botschaft in Nikosia eingetroffen sein und zur Vermittlung bereitstehen. Von der anderen Seite, hieß es in iranischen Kreisen, böten sich Gesandte aus Teheran an, die über eine Freilassung amerikanischer Geiseln Gespräche führten. Auch Syrien wird als Mittler nicht ausgeschlossen. Siehe auch Seite 3

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