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I N T E R V I E W Klärung mit den Grünen suchen

■ SPD–Bundestagsabgeordneter Volker Hauff, Vorsitzender der SPD–Kommission „Sichere Energieversorgung ohne Atomkraft“, zum zukünftigen Verhältnis zu den Grünen

taz: Wird denn nun die Quarantäne gegenüber den Grünen aufgehoben? Hauff: Im Parteivorstand besteht Einigkeit: Wir müssen eine schärfere argumentative Auseinandersetzung mit den Grünen suchen. War also die Wahlstrategie falsch, diese klare Absage an die Grünen? Ich habe diese Entscheidung ja mitgetragen und will mich jetzt nicht aus der Verantwortung ziehen. Wir müssen uns fragen: Welche Erfahrungen ziehen wir aus diesem Wahlkampf. Wir alle haben den Fehler gemacht, daß wir verhindert haben, daß ein Klärungsprozeß bei den Grünen stattfindet. Durch unsere Absage war es so, daß die Wähler nicht darauf bestanden haben, daß die strittigen Punkte bei den Grünen selbst geklärt werden. Welche Punkte sind es denn, die jetzt mit den Grünen geklärt werden müssen? Zum Beispiel die Frage Austritt aus der Nato. Ich selbst habe es im Wahlkampf erlebt, wie Grüne diese Position relativiert haben nach dem Motto: Es kann sein, daß am Ende eines Prozesses der Abrüstung dann auch die Bündnisse sich auflösen. Es gibt eine Reihe von weiteren Fragen, das ist die Sicherheitspolitik, das Verhältnis der Grünen zur Gewalt und ihr Verhältnis zur Mitbestimmung. Wenn Sie schreiben, daß die paritätische Mitbestimmung die Unterordnung des Faktors Arbeit unter den Faktor Kapital ist, dann widerspricht das allem, was ich für vernünftig halte. - Können Sie sich eine Einigung in der Frage Ausstieg aus der Atomenergie vorstellen? Da kann ich mir die Einigung sehr viel eher vorstellen als bei den anderen Punkten. Natürlich ist die Behauptung der Grünen unehrlich, man könne nächste Woche den Schalter umkippen und die Atomkraftwerke stillegen. Halten Sie nach der Klärung dieser strittigen Punkte eine Zusammenarbeit mit den Grünen für machbar? Ich habe im Kommunalwahlkampf in Frankfurt bewiesen, daß ich keine Berührungsängste habe. Wenn die Wähler das ermöglichen, werde ich auf der Grundlage einer rot–grünen Zusammenarbeit dort meine Arbeit als Oberbürgermeister aufnehmen. Die Antwort nach der Frage bundesweite Zusammenarbeit oder nicht hängt in erster Linie von den Grünen ab. Sie hängt davon ab, welchen Standort die Grünen einnehmen, wer dort Mehrheit ist, und wer dort Minderheit ist. Sie sehen also gute Chancen für eine Zusammenarbeit mit den Grünen? Ich bin gegen jede Art von sozialer Ausgrenzung. Wir müssen über alle eben genannten Punkte mit den Grünen reden. Themenwechsel: Wer ist Ihr Favorit für den Parteivorsitz? Ich schließe mich Willy Brandt an, der gesagt hat, man soll über Personalfragen nicht zur Unzeit reden. Lieber zur richtigen Zeit über Unpersonen? die k. Hätten Sie gerne eine Frau als stellvertretende Parteivorsitzende? Warum denn nicht eine Frau als erste Parteivorsitzende? (lacht) Sie selbst sind als Bundesgeschäftsführer im Gespräch... Dazu sage ich nichts. Interview: Tina Stadlmayer

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