„Stahlstiftung“ federt Arbeitslosigkeit ab

■ Exemplarisches Modell soll entlassenen Mitarbeitern der Stahlindustrie helfen / Zuschüsse vom Bund und der EG

Berlin (taz) - Im Saarland hat jetzt ein in der Bundesrepublik einzigartiges Experiment begonnen: 868 Mitarbeiter bei der Saarstahl Völklingen GmbH wurden entlassen und von der neugegründeten „Stahlstiftung“ übernommen. Wie der saarländische Wirtschaftsminister Hajo Hoffmann am Dienstagabend in Bonn mitteilte, muß das Unternehmen - ehemals Arbed Saarstahl - im Zuge der allgemeinen Anpassungsmaßnahmen in der Stahlindustrie in diesem Jahr zwischen 2.000 und 2.800 Arbeitsplätze abbauen. Die „Stahlstiftung“ ist zu Beginn des Jahres unter Mitwirkung des Landes, des Unternehmens, der Arbeitsverwaltung und der Industriegewerkschaft Metall gegründet worden. Diese Stiftung soll die entlassenen Stahlwerker aufnehmen, ihnen Umschulungs– und Weiterqualifizierungsmöglichkeiten anbieten und Beschäftigung mit öffentlichen Aufgaben verschaffen. Nach vier bis fünf Jahren sollen die Arbeiter entweder auf einen anderen Arbeitsplatz bei Saarstahl zurückkehren, oder von der Dillinger Hütte oder einem anderen Unternehmen an der Saar übernommen werden. Nach dem Modell beziehen die Entlassenen zunächst Arbeitslosengeld, später Arbeitslosenhilfe. Um ihnen - wie es der schon früher abgeschlossene Sozialplan bei Arbed vorsieht - ein Einkommen von etwa 85 Prozent des letzten Lohns zu sichern, sind Zuschüsse des Bundes und der Europäischen Gemeinschaft nach Artikel 56 des Montanvertrages in Höhe von jeweils zehn Prozent vorgesehen. Vorbild für die Konstruktion der Stahlstiftung ist die „Anti–Krisen–Division“ in Luxemburg, durch die auf ähnliche Weise der drastische Abbau der dortigen Stahlindustrie aufgefangen werden konnte, der aber nach Meinung von Skeptikern gleichzeitig der Geruch eines sozial abgefederten Arbeitsdienstes anhaftete. marke