: Blindheit wird bestraft
■ Zur Auflösung der Kraftwerk–Union (KWU)
Endlich einmal eine gute Nachricht! Die Schadenfreude angesichts der jetzt vom Siemens–Konzern angekündigten Auflösung der Kraftwerk–Union ist verständlich, und sie ist auch berechtigt. Denn mit der KWU verschwindet ein Name aus dem bundesdeutschen Wirtschaftsleben, der für den atomaren industriellen Komplex schlechthin steht - fast schon mehr ein Symbol denn eine reale wirtschaftliche Macht. Natürlich hört mit der Auflösung der KWU die Atomindustrie nicht auf zu existieren. Die bisherigen Aktivitäten der KWU werden vom Mutterkonzern in anderer Form fortgeführt. Aber dennoch ist der Abgang des Atomkonzerns ein Signal für den Niedergang einer Industrie, die einst als Verkörperung technischen Fortschritts galt und die heute zielstrebig ihrem - auf Jahrtausende hinaus strahlenden - Ende zustrebt. Kein Mensch will mehr Atomenergie - und wer sie noch will, wie einige Dritte–Welt–Länder, kann sie nicht bezahlen. Dies haben weder die Manager noch die Betriebsräte der KWU und anderer Atombetriebe sehen wollen. Sie sind auf ihre eigene Propaganda vom ewig steigenden Energiebedarf hereingefallen. Sie waren blind für die Notwendigkeit, sich rechtzeitig auf eine Produktion umzustellen, die auch in Zukunft den gesellschaftlichen Bedürfnissen gerecht wird. Dafür müssen sie jetzt bezahlen. Und das ist gut so. Martin Kempe
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