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Fürchtet sich Pinochet vor dem Papst–Besuch?

■ Nach Informationen der „Koordination der politischen Häftlinge“ in Chile will Pinochet den geplanten Papstbesuch verhindern

Buenos Aires (afp) - Das chilenische Militärregime soll beabsichtigen, in Kürze eine neue Eskalation der Repression zu starten und dadurch ein Klima zu schaffen, das Papst Johannes Paul II zu einer Absage seiner Chile–Reise bewegen soll. Das versicherte am Donnerstag ein Vertreter der „Koordination politischer Häftlinge“ in Chile, Miguel Perez Quintero, in Buenos Aires. Präsident General Augusto Pinochet wolle den Papstbesuch „verhindern“, weil zu diesem Anlaß mit „massiven Demonstrationen“ von Regimegegnern zu rechnen sei. Der Papst plant Ende März eine 13tägige Reise durch Uruguay, Chile und Argentinien. Geplant sei die „Exekution politischer Häftlinge und die Schaffung eines Klimas wachsender Repression“, damit der Papst auf die Reise verzichte, betonte der Chilene, der nach Argentinien reiste, um dort politische Parteien, Gewerkschaften und Menschenrechtsgruppen um Unterstützung zu bitten. Unter den Personen, deren Erschießung im März geplant sei, befänden sich zehn Häftlinge, die der Beteiligung an dem Attentat auf Pinochet im September beschuldigt würden, sagte Quintero. Am Donnerstag hat die chilenische Militärjustiz den Leutnant Pedro Fernandez, der des Verbrennungstodes eines jungen Regimegegners im Juli letzten Jahres beschuldigt wird, gegen eine Kaution von 25 Dollar freigelassen. Fernandez hatte den jungen Fotografen Rodrigo Rojas und die Studentin Carmen Quintana am 2. Juli bei regierungsfeindlichen Demonstrationen festgenommen. Augenzeugen zufolge hatten die beiden jungen Leute schwere Verbrennungen erlitten, nachdem sie von Militärs mit brennbarer Flüssigkeit übergossen und angezündet worden waren. Die beiden Opfer waren von Soldaten außerhalb von Santiago zurückgelassen worden. Der Fotograf war nach vier Tagen gestorben, während die Studentin noch heute in Kanada wegen ihrer schweren Verbrennungen behandelt wird. Dem zuständigen Staatsanwalt zufolge ist im Falle Fernandez der Tatbestand des Totschlags nicht voll erfüllt.

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