: BBC–Sendedokumente zu geheimen Spionagesatelliten beschlagnahmt
■ Richterverbot umgangen / Inkriminierte Sendung über „Zirkon“ vor 350 Zuschauern ausgestrahlt
London (afp) - Zahlreiche Dokumente über das BBC–Projekt „Zirkon: Bau eines Spionagesatelliten“ hat Scotland Yard in der Nacht zum Sonntag in den Redaktionsräumen der British Broadcasting Corporation in Glasgow (Schottland) beschlagnahmt. Nachdem zwei Haussuchungsbefehle auf Antrag der BBC am Samstag von einem Richter in Edinburgh für ungültig erklärt worden waren, konnte die Sonderbrigade von acht Polizisten am Sonntag ihre Durchsuchung der Redaktionsräume mit Hilfe von BBC–Angestellten fortsetzen. Die Reportageserie „Secret Society“ (Geheimgesellschaft) über den geheimgehaltenen Spionagesatelliten hatte zu scharfen Auseinandersetzungen der BBC mit der konservativen Regierung geführt. Der ehemalige BBC–Generaldirektor Milne setzte aus Rücksicht auf die „Landessicherheit“ vor zwei Wochen die Serie ab. Milne ist inzwischen zurückgetreten, seine Demission wird von der Presse als Absetzung ausgelegt. Die Bewegung „Feldzug für bürgerliche Freiheit“ in Wales hat unterdessen am Samstag abend in der Regionalhauptstadt Cardiff die umstrittene BBC–Reportage vor rund 350 Zuschauern trotz Drohungen gerichtlicher Schritte von Seiten der BBC gegen die Sendung ausgestrahlt. Die BBC–Journalisten protestierten ihrerseits gegen die Polizeiaktion in Glasgow. Andere Durchsuchungen hatten bereits zuvor am Sitz der Wochenzeitung „New Statesman“ stattgefunden, wo der Journalist Duncan Campbell, Autor der umstrittenen Reportage, arbeitet. Der von Downing Street angeordnete Scotland–Yard–Einsatz ist die vorläufig letzte einer Reihe von Unstimmigkeiten zwischen der Regierung und der als „zu links“ kritisierten Rundfunk– und Fernsehgesellschaft. 1986 verurteilte der Vorsitzende der Konservativen, Norman Tabbit, die BBC wegen der als „tendenziös“ erachteten Berichterstattung über den US–Luftangriff auf Libyen. Die britische Opposition hat inzwischen die Regierung wegen ihres Vorgehens gegen die BBC der „Einmischung“ angesichts der bevorstehenden allgemeinen Wahlen bezichtigt. Kommentar Seite 4
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen