P O R T R A I T Eine glatte Parteikarriere

■ Polizeipräsident, Stadtkämmerer und Staatssekretär / Hans Krollmann leitete drei Ministerien

Hans Krollmann, am 7. November 1929 in Zwickau geboren, ist ein distinguierter Herr. Alle seine grauen Anzüge ähneln sich. Manchmal trägt er ein flottes Halstüchlein. Innerparteilich wird der Vorsitzende des SPD– Landesbezirks Hessen Nord als Rechter gehandelt. Hessen Nord, aus dem auch Holger Börner kommt, ist der rechte Flügel der Partei, Hessen Süd traditionell der linke. Hans Krollmann blickt seit seinem Parteieintritt im Jahr 1959 auf eine glatte, lückenlose Parteikarriere zurück. Er studierte in Münster, Köln und Hamburg Jura. Nach seinem 2. Staatsexamen arbeitete er im Rechtsamt, dann in der Polizeiverwaltung in Kassel. 1965 bis 1967 war er dort Polizeipräsident und übernahm dann - ebenfalls für zwei Jahre - das Amt des Stadtkämmerers. 1969 wechselte er als Staatssekretär in das Innenministerium. Minister wurde er 1973. Ein Jahr lang, vom Oktober 73 bis Dezember 74, leitete er das damals noch zusammengehörende Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt. 1974 löste er Kultusminister Ludwig von Friedeburg ab. Der „Erfinder der Rahmenrichtlinien und der Förderstufe“ war nicht mehr genehm, das liberale Klima der Bildungsreform verflogen. Der als Pragmatiker und Technokrat bekannte Krollmann übernahm das Amt und blieb dort bis 1984. Dann löste er - diesmal anders herum - im Finanzministerium den als „rechten Knochen“ verschrieenen Heribert Reitz ab. Reitz hatte allzu öffentlich und unverhohlen zu verstehen gegeben, daß seine Ekelschwelle vor einem rot– grünen Bündnis unüberwindlich sei. Bis zur letzten Woche war es relativ still um den 57jährigen Hans Krollmann. Dann profilierte er sich in Abwesenheit des kranken Ministerpräsidenten und sagte, es werde „in dieser Legislaturperiode“ keine Genehmigung der Landesregierung für die Atomfabrik ALKEM in Hanau geben. Damit hätten SPD und Grüne vorerst leben können. Krollmann ist allerdings bekannt für eine andere Liebhaberei, die den Grünen Schwierigkeiten bereiten dürfte. Er ist lange Zeit ein heftiger Befürworter von Thorium–Hochtemperatur–Reaktoren gewesen. Deplaziert und wie ein Paukenschlag wirkte im vorigen Sommer, in der Sprachlosigkeit nach Tschernobyl hineingeplatzt, ein sicherlich von ihm gut gemeinter Vorschlag. Im hessischen Borken könne doch ein ebensolcher Reaktor neu errichtet werden. Der böte doch ausreichende Sicherheit. Seine Genossen schwiegen pikiert. Gestern nun signalisierte Krollmann Verhandlungsbereitschaft mit den Grünen. Er sehe einen „Vorrat an Gemeinsamkeit“. H.P.