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Immer mehr radioaktive Molke

■ Weitere 2.000 Tonnen sind in einem Lagerhaus im bayerischen Forsting aufgetaucht / Das Umweltministerium in München will Entsorgung übernehmen / Grüne rechnen insgesamt mit 13.000 Tonnen

Bonn/München (ap/taz) - In einem Lagerhaus des Wasserburger Milchwerks Meggle befinden sich außer den mittlerweile auf Gleisanlagen der Bundeswehr zwischengelagerten 5.000 Tonnen radioaktiven Molkepulvers weitere 2.000 Tonnen verstrahlter Molke. Der Chef des Unternehmens, Toni Meggle, bestätigte am Donnerstag in München entsprechende Angaben von Bundesumweltminister Walter Wallmann. Das bayerische Umweltministerium erklärte sich bereit, die Entsorgung der 2.000 Tonnen Molke zu übernehmen. Der SPD–Umweltpolitiker Harald Schäfer kritisierte nach einer Sondersitzung des Bundestagsumweltausschusses vor Journalisten in Bonn, Wallmann habe bereits im August vom Problem des Molkepulvers gewußt. Nach Berechnungen der bayerischen Grünen sollen nach Tschernobyl insgesamt mindestens 13.000 Tonnen radioaktiv verseuchte Molke in Südbayern angefallen sein. Die 2.000 Tonnen Molke, die in Forsting bei Rosenheim lagern, stammen nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums aus neuester Produktion. Sie seien mit 1.850 bis 2.200 Bq je Kilogramm weniger belastet als die 5.000 Kilo mit bis zu 7.000 Bq. Ministeriumssprecher Günter Graß sagte, Meggle habe die Landesregierung erst am Mittwoch abend über die 2.000 Tonnen Molkepulver unterrichtet. Auf welche Weise das Molkepulver beseitigt werden solle, stehe aber noch nicht fest. Meggle hatte am Mittwoch auch Wallmann über die zusätzlichen 2.000 Tonnen Molke informiert, für die nach Angaben von Wallmanns Sprecher Detlef Diehl keine Entschädigungszahlung geleistet worden ist. Für die 5.000 Tonnen Molke hatte die Bundesregierung eine Entschädigung von 3,8 Mio. Mark gezahlt. Bayern wird nach Angaben seines Umweltministeriums die Ent sorgung für das weitere verstrahlte Molkepulver übernehmen, das erst jetzt in Forsting „aufgetaucht“ sei. Das Ministerium sei von dem Vorhandensein dieser 2.000 Tonnen erst am Mittwoch abend von der Firma Meggle informiert worden, sagte Sprecher Günter Graß. Die Belastung dieser 2.000 Tonnen neuer Produktion sei erheblich geringer als diejenige der 5.000 Tonnen und liege zwischen 1.850 und 2.200 Bq.

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