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Grenzkonflikt im Ogaden eskaliert

■ Somalia meldet äthiopischen Militärüberfall im Norden des Landes / Nach sechsstündigen Kämpfen sind die Invasoren zurückgedrängt worden / Erster Zusammenstoß seit einem Jahr / Menschenverluste der Äthiopier

Nairobi (afp/dpa) - Somalia hat am Freitag einen äthiopischen Militärüberfall auf den von Rebellen verunsicherten Norden seines Landes gemeldet. Truppen hätten mit Luftunterstützung sechs Orte in der Region Togdheer, rund 750 Kilometer nördlich der Hauptstadt Mogadischu, angegriffen. Es sei zu sechstündigen Kämpfen in den Bezirken Buhodle, Ballidhig, Duruqsi, Goroyohun, Bisiga und Jenyalaye gekommen, wobei die somalischen Streitkräfte die Angreifer zurückgeschlagen hätten, versicherte das Verteidigungsministerium in Mogadischu über die staatliche Nachrichtenagentur Sonna. Die Äthiopier hätten Menschen– und Materialverluste gehabt. Addis Abeba reagierte zunächst nicht auf die Meldung. Es ist nach somalischen Angaben der erste Zusammenstoß dieser Art zwischen den beiden ostaf rikanischen Nachbarstaaten, seitdem ihre Staatschefs Siad Barre und Mengistu Haile Mariam sich vor einem Jahr in Dschibuti zu Friedengesprächen trafen. Anschließende Treffen von Unterhändlern blieben bisher jedoch erfolglos. Der seit über 20 Jahren schwelende Ogaden–Konflikt ist eine der brennendsten Grenzfragen Afrikas und zugleich gefährlicher Brandherd des Ost–West–Konflikts auf dem Kontinent. Vor einem Jahr machten das Moskau– orientierte Äthiopien und das westlich–ausgerichtete Somalia erste Schritte zur Beilegung des Konflikts am „Horn von Afrika“ - bislang brachten die Verhandlungen aber keine Ergebnisse. Die rund 400.000 Quadratkilometer große Wüsten– und Halbwüstenprovinz Äthiopiens (fast doppelt so groß wie die Bundesre publik, jedoch nur rund vier Millionen zumeist nomadischer Einwohner) spaltet Somalia praktisch in einen südlichen Landesteil, mit der Hauptstadt Mogadischu, und eine wirtschaftlich vernachlässigte Nord–Region. Somalia erhob bereits unmittelbar nach der Unabhängigkeit 1960 seinen Anspruch auf die Vereinigung aller somalisch–stämmigen Völker in einem „groß–somalischen Reich“. Neben dem Ogaden sollten auch Teile des nordöstlichen Kenias und der Kleinstaat Dschibuti im Norden Somalias dazugehören. Tatsächlich fühlt sich wohl kaum ein anderes schwarzafrikanisches Volk so sehr als ein „Staatsvolk“ mit einer Sprache, einheitlicher Kultur und moslemischer Religion wie die schätzungsweise sechs Millionen Somalis. Viele Somalis vergleichen die Trennung ihres Volkes gerne mit der Teilung Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg. Zur ernsten Zuspitzung mit weltpolitischer Beteiligung führte der Konflikt erst 1977. Das damals von der Sowjetunion aufgerüstete Somalia nutzte die Turbulenzen im revolutions–geschwächten Äthiopien und stieß mit seinen Truppen bis tief in den Ogaden vor. Als die USA jedoch wegen Menschenrechtsverletzungen in Äthiopien bereits bezahlte Waffenlieferungen an Addis Abeba stoppten, fand Äthiopien massive Unterstützung von Moskau. Dank sowjetischer Waffenlieferungen und rund 6 000 kubanischer Soldaten konnte die Invasion gestoppt werden. Der Ogaden–Krieg löste den größten Flüchtlingsstrom Afrikas aus: Insgesamt eine Million zumeist somali–stämmige Äthiopier sind seitdem nach Zentral– und Nord–Somalia geflohen.

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