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PLO–Lager erneut unter Beschuß

■ 250 Frauen und Kinder verließen das Lager Borj al Brajneh / Noch keine Lebensmittellieferungen

Beirut/Saida (afp/taz) - Ein Ende des seit viereinhalb Monaten andauernden sogenannten Lagerkriegs bei Beirut ist weiterhin nicht in Sicht. Die schiitische Amal–Miliz nahm am Freitag erneut das palästinensische Flüchtlingslager von Borj al Brajneh unter Beschuß. 30 Granaten, die in das Lager eingeschlagen seien, hätten ein „Blutbad“ unter der Bevölkerung angerichtet, hieß in einem Kommunique der „Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas“. Fünf Palästinenser seien dabei getötet und 15 weitere verletzt worden. Die Flüchtlinge hatten erst kurz vor dem Angriff ihre Schutzräume verlassen, nachdem im Rundfunk eine Einigung zwischen der Amal und den Palästinensern über eine Versorgung des Lagers bekanntgegeben worden war. Die Amal hatte erklärt, sie wolle die Versorgung der Lagerbevölkerung mit Medikamenten und Lebensmitteln durch eine UNO–Hilfsorganisation erst zulassen, wenn die Palästinenser vollständig die Ortschaft Magdousheh östlich von Saida geräumt hätten. Nach Angaben der iranischen Botschaft in Beirut zogen in der Nacht zum Freitag die ersten Palästinenser aus Magdousheh ab. Am Donnerstag hatte die Miliz 250 Frauen und Kindern das Verlassen des Lagers erlaubt. In einem Interview mit einem französischen Rundfunksender erklärte der Schiitenführer Akef Haidar, die Palästinenserinnen und ihre Kinder stünden jetzt „unter dem Schutz“ der Amal. Die palästinensischen Führer beschuldigte Haidar, die zivilen Bewohner der Lager als Geiseln zu nehmen. Das UN–Hilfswerk für Palästina–Flüchtlinge (UNRWA) führte unterdessen am Montag mit dem Führer der Amal, Nabih Berri, ein Gespräch. Fortsetzung auf Seite 6 EINE SCHWACHE ERINNERUNG Bei unsern Debatten, Genossen, kommt es mir manchmal so vor als hätten wir etwas vergessen. Es ist nicht der Feind. Es ist nicht die Linie. Es ist nicht das Ziel. Es steht nicht im Kurzen Lehrgang. Wenn wir es nie gewußt hätten gäbe es keinen Kampf. Fragt mich nicht was es ist. Ich weiß nicht wie es heißt. Ich weiß nur noch daß es das Wichtigste ist was wir vergessen haben. HANS MAGNUS ENZENSBERGER Vor allem wurde über die Bedingungen verhandelt, von denen die Miliz eine Versorgung des Lagers abhängig macht. Wie am Sitz der Organisation in Wien mitgeteilt wurde, schlug Berri eine zwölfstündige Feuerpause vor, während der die palästinensischen Flüchtlinge und die schiitische Bevölkerung zu gleichen Teilen mit Lebensmitteln versorgt werden sollen. Eine im Lager von Burdsch Baraschneh tätige britische Ärztin, Pauline Cutting, erklärte in einem Telefongespräch mit afp, bisher habe sich keiner der Lagerinsassen von Menschenfleisch ernährt. Die Palästinenser hatten Anfang der Woche moslemische Würden träger um eine entsprechende Erlaubnis gebeten. Bereits am Mittwoch waren Lastwagen mit Lebensmitteln und Medikamenten vor den Toren des Lagers eingetroffen, doch hatten ihnen „Amal“–Milizionäre den Weg versperrt. Syrien rief am Donnerstag zu einer sofortigen Beendigung des Lagerkriegs und zur Einhaltung früher eingegangener Abkommen zwischen den verfeindeten Parteien in Libanon auf. Damaskus forderte eine unverzügliche Feuereinstellung, die Rückkehr der palästinensischen Kämpfer in ihre Lager und der Amal–Milizen zu ihren früheren Stellungen und übernahmen damit die Position der Schiiten–Organisation, an deren Widerstand frühere Waffenstillstandsvereinbarungen gescheitert waren. Der UN–Sicherheitsrat in New York wollte sich am Freitag in einer konsultativen Sitzung mit dem Lagerkrieg befassen. In diplomatischen Kreisen hieß es, der Weltsicherheitsrat werde voraussichtlich zu einer Feuerpause aufrufen und die Aufhebung der Belagerung sowie die Versorgung der Bewohner der Lager mit Lebensmitteln fordern. Die israelische Luftwaffe griff unterdessen in der Nacht zum Freitag erneut palästinensische Stellungen im Südlibanon an. Wie ein Militärsprecher in Jerusalem erklärte, beschossen die israelischen Maschinen gegen Mitternacht (MEZ) Positionen in der Nähe des Lagers Ain Helueh östlich von Saida. Alle Maschinen seien unbeschädigt zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt. Der Sprecher bezeichnete den Angriff als eine „Routineoperation“.

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