: Bruch bei den Grünen in Österreich
■ Konservative wollen bei grüner Parteigründung in Österreich nicht mitmachen / Sie lehnen zentrale Parteiführung ab
Aus Klagenfurt Silvia Dengg
Unter dem Motto „Grün - mehr als eine Farbe“ tagte am vergangenen Wochenende in Klagenfurt (Südösterreich) der erste Bundeskongreß der grünen Alternative Österreichs, einem Bündnis dreier grüner Gruppierungen. Gleich zu Beginn hagelte es gegenseitige Vorwürfe über Bündnismißachtung zwischen den Grünen–Alternativen und der konservativen VGÖ (Vereinigte Grüne Österreichs). Dieser rechte Grün– Flügel um Josef Buchner, auch Nationalratsabgeordneter in der Grünen–Fraktion, torpedierte mit einer Gegenveranstaltung in einem Klagenfurter Nobelhotel den Gründungskongreß und beharrte auf der Forderung nach einem eigenen Drittel der Parteigelder für seine grüne Gruppe und dem Verbot der Doppelmitgliedschaft. Die Trennung im Grün–Lager war damit vollzogen, da in der Präambel des Bündnisses die gemeinsame Organisation, die gemeinsame Kandidatur und die gemeinsamen Finanzen festgeschrieben stehen. Trotzdem schien die Stimmung gelassen, ruhig. Alle schienen darauf vorbereitet gewesen zu sein und mit der Scheidung gerechnet zu haben. Auch die Grünen–Fraktionsvorsitzende Freda Meißner–Blau zeigte sich darüber nicht irritiert und meinte über ihren rechten Club–Kollegen Buchner, er würde sich selbst isolieren. In einem Referat betonte sie, es gehe um grüne Anliegen, Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Positionen würden hochgespielt. Dennoch war das Klima sehr entspannt. Spielende Kinder zwischen den Reihen des Turmsaales im slowenischen Jugendheim, strickende Frauen, Blumen auf den Tischen.... Fast ein idyllisches Bild, gäbe es nicht Transparente gegen Atomkraft, gegen Wackersdorf, gegen Abfangjäger und für die Rechte ethnischer Minderheiten. Die kleine Bevölkerungsgruppe der Slowenen, zu denen der Grünen–Parlamentarier Karel Smolle gehört, die diesen Kongreß vorbereitet hat, rundeten das trockene Parteiprogramm mit eigenen kulturellen Beiträgen ab. Im Resümee dieses ersten Parteikongresses Österreichs ist die Gründung und Anerkennung einer Frauenorganisation hervorzuheben, die noch vor dem Sommer einen Frauenkongreß abhalten wird. Das Kräftemessen zwischen Vertretern eines zentralistischen Modells, die hauptsächlich aus dem Osten Österreichs und aus Wien kommen, und den Befürwortern einer dezentralen Parteiführung, die vorwiegend aus den westlichen österreichischen Bundesländer kommen, wird also weitergehen.
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