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Friedens–tete–a–tete bei Gorbatschow

■ Auf dem Internationalen Friedensforum in Moskau fordert Sacharow Freilassung politischer Gefangenener und Abrüstung / Gorbatschow–Rede angekündigt

Moskau (dpa/afp/taz) - Auf dem am Samstag in Moskau eröffneten „Internationalen Forum für eine atomwaffenfreie Welt“ hat der sowjetische Regimekritiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow am Sonntag die US–amerikanischen Pläne einer Aufrüstung im Weltall kritisiert. Gleichzeitig forderte er von der UdSSR die Auflösung des sowjetischen Abrüstungspakets, in dem unter anderem die Reduzierung der Atomraketen von einer Einigung auf dem Gebiet der Weltraumwaffen abhängig gemacht wird. In einzelnen Teilbereichen könnte auf diese Weise eine rasche Lösung erzielt werden, sagte Sacharow nach Angaben von Teilnehmern des Forums, das für Journalisten nicht zugänglich ist. Bereits am Vortag hatte der Friedensnobelpreisträger die Freilassung der politischen Gefangenen in der UdSSR sowie das Recht der freien Aus– und Einreise verlangt. Der englischsprachige Dienst der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS verbreitete seine Rede in Auszügen. Danach sprach sich Sacharow für eine „breitere Demokratisierung“ und für „Vertrauensbildung zwischen den Staaten“ aus. Zu einer Einladung für einen Besuch in der BRD, die ihm Petra Kelly von den Grünen überreicht hatte, sagte Sacharow, er könne sie nicht annehmen. „Ich kann das Land nicht verlassen. Fragen Sie die sowjetischen Behörden, warum“, so der Nobelpreisträger. Sacharow nimmt in seiner Eigenschaft als Physiker an dem dreitägigen Forum teil. Für den heutigen Montag wird eine Rede Gorbatschows erwartet. An dem Forum nehmen 500 Sowjetbürger und etwa 850 Gäste aus 80 Ländern teil. Rund 300 der Teilnehmer kommen aus dem Kulturbereich. Darunter befinden sich die Schriftsteller Graham Greene (Großbritannien), James Baldwin und Norman Mailer (USA), die Schauspieler Gregory Peck, Shirley McLaine, Claudia Cardinale, Marina Vlady, Maria Schell, der Sänger Sammy Davis jr. und die Lennon–Witwe Yoko Ono. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4 Zu der illustren Gesellschaft zählen weiterhin der ehemalige französische Kulturminister Lang, die Counturiers Yves Saint Laurent und Pierre Cardin sowie die Schriftsteller Dürrenmatt, Frisch. Im Rahmen des Forums trafen auch der Präsident des Deutschen Industrie– und Handelstages, Otto Wolff von Amerongen, und der Aufsichtsratsvorsitzende der Krupp GmbH, Berthold Beitz, mit dem Schriftsteller Wallraff zusammen. Von den deutschen Politikern waren Petra Kelly, Gert Bastian und Egon Bahr (SPD) auf dem Kongreß vertreten. Das Forum bezeichnete Dürrenmatt als eine „Versammlung von Dinosauriern vor Millionen von Jahren, die darüber beraten, was aus ihnen werden soll“. Andere Teilnehmer lobten die offene und kritische Atmosphäre des Forums. Am Rande des Friedensforums kam es am Sonntag zu einem Zwischenfall, als drei Oppositionelle vor dem Eingang für die Freilassung von Häftlingen protestierten. Nach fünf Minuten wurden sie, die der verbotenen „Gruppe für die Wiederherstellung des Vertrauens zwischen Ost und West“ angehören, in das Gebäude gezerrt. Dort wurden sie von einem TASS–Journalisten interviewt und anschließend freigelassen. Zuvor hatten sowjetische Juden für ihre Ausreise demonstriert. Der sowjetische Bürgerrechtler Josef Begun, zu dessen Freilassung in Moskau letzte Woche mehrere Demonstrationen stattfanden, ist nach Mitteilung vom Sonntag aus der Haft entlassen worden.

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