Grüner Listen–Streit in Hessen

■ Fundamentalisten fordern vier sichere Listenplätze bei den hessischen Landtagswahlen / Zieran „ab Platz 2 gegen Fischer“ / Mehrheit für eine Koalition soll akzeptiert werden / Kritik an Haibach und Kerschgens

Aus Frankfurt Heide Platen

Das Hauen und Stechen der Grünen um die Listenplätze zur Neuwahl am 5. April in Hessen begann gestern. Im Bürgertreff „Pferdestall“ im Frankfurter Westend stellten die „Linken in den Grünen“ ihre Wunschkandidaten vor. Die Fundamentalisten um Jutta Ditfurth und Manfred Zieran forderten vier „aussichtsreiche Plätze“, einen davon für den „Radikalökologen“ Hans Peter von Soosten. Ihre Kandidaten sind ausserdem die Frankfurter Stadtverordnete Manon Tuckfeld, ihr Vorgänger Manfred Zieran und Ewald Zimmer aus Marburg–Biedenkopf. Zieran betonte, er wolle „ab Platz 2 gegen Joschka Fischer kandidieren“. Der grüne Landtagsabgeordnete Kuhnert, der nicht wieder kandidieren will, nannte die fundamentalistische Liste „unser Angebot für einen gemeinsamen Wahlkampf“. Er kritisierte gemeinsam mit Zieran, daß die Koalition nur halbherzig aufgekündigt worden sei. Kuhnert: „Es geht nicht an, daß fünf Minuten nach Ende der Koalition die Koalition ausgerufen wird.“ Der derzeitigen grünen Landtagsfraktion warf er „Unterwürfigkeit“ gegenüber der SPD vor, die bewiesen habe, daß sie „nicht reformfähig“ sei. Heftig kritisierten die Fundamentalisten auch, daß die beiden Staatsekretäre Marita Haibach und Karl Kerschgens bisher nicht von ihren Ämtern in der Frauenbehörde und im Umweltministerium zurückgetreten seien. Bei Haibach, sagte Zieran, habe er den Eindruck, es sei „scheißegal, was die grüne Frau macht“. Eine „Unverschämtheit“ nannte er die Äußerung eines möglichen Konkurrenten auf der Landesliste. Der Frankfurter Wolf Schwarz hatte am Wochenende erklärt, über die Besetzung der Liste entscheide die Landesdelegierten–Versammlung am kommenden Wochenende und nicht die fundamentalistische Minderheit. Als eben diese Minderheit wollen die Fundamentalisten berücksichtigt werden. Zieran: „Die Vielfalt aller Strömungen soll repräsentiert sein.“ Alles andere sei „ein Verfall grüner Geschichte“. Zieran versicherte, daß fundamentalistische Abgeordnete nicht vorhätten, eine Koalition im Landtag „mit Tricks“ zu verhindern, wenn eine grüne Mehrheit diese wolle.