: Schily: Sympathie für Carell
■ Grünen–Abgeordneter hält „Verbeugungen vor terroristischem Regime für völlig unangebracht / Inzwischen wollen rund 100 kriegsverletzte Iraner die Bundesrepublik verlassen
Berlin (dpa/taz) - Die beiden ranghohen Angehörigen der bundesdeutschen Botschaft in Teheran, die wegen Carells satirischem „Tagesshow“–Beitrag über Kho meini den Iran verlassen sollen, haben eine Fristverlängerung um eine Woche zugestanden bekommen. Auf der anderen Seite wollen jedoch etwa 100 bis 150 kriegsver letzte Iraner, die in bundesdeutschen Krankenhäusern behandelt werden, unverzüglich die BRD verlassen. Unter Hinweis auf den Fernsehbeitrag hätten sie darum in Briefen an die iranische Botschaft gebeten. Dies erklärte Botschafter Salari gestern. Die bundesdeutsche Pressefreiheit werde nach Ansicht Salaris im übrigen vor allem dazu genutzt, über die Aggression des Irak gegen sein Land zu schweigen. Salari bestand auf einer formellen Entschuldigung durch Kohl persönlich. Kaum hatten die Journalisten Block und Stift eingesteckt, bat Ost zur Gegenpressekonferenz: Die Regierung entschuldige sich dann für etwas, wenn sie es selbst verursacht habe, sagte Ost. Schily, für die Grünen Mitglied im außenpolitischen Ausschuß des Bundestages, ging weiter. Er erklärte sich mit Carell solidarisch: „Ich halte irgendwelche Verbeugungen vor einem terroristischen Regime für völlig unangebracht“, der iranische Botschafter solle mit seinem Druck aufhören. Er möge sich erstmal um die Hinrichtungen im Iran und um Frieden am Golf kümmern. Derweil hat die iranische Botschaft geltend gemacht, daß auch Politiker ihres Landes bisweilen Vergleichen zum Opfer fallen. Kohls außenpolitischer Berater Teltschik schrieb vor Wochen im Fragebogen des Zeitmagazins, daß er „ Menschenschinder wie Hitler, Stalin und Khomeini“ am meisten hasse. Wenn man auch damals dazu geschwiegen habe, erwarte man jetzt dafür natürlich auch eine Entschuldigung.
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