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Führung der Action Directe festgenommen

■ Angeblich wurden Waffen, Sprengstoff und Unterlagen im Versteck entdeckt / Ein Schußwechsel fand trotz Bewaffnung bei der Verhaftung nicht statt

Orleans (afp/taz) - Vier mutmaßliche Führungsmitglieder der französischen Untergrundorganisation Action Directe, Jean–Marc Rouillan, Nathalie Menigon, Joelle Aubron und Georges Cipriani, sind am Samstag auf einem Bauernhof nahe der mittelfranzösischen Stadt Orleans festgenommen worden. Obwohl bewaffnet, leisteten sie keinen Widerstand. Nach Polizeiangaben wurden in dem Unterschlupf, den Jean–Marc Rouillan und Nathalie Menigon seit Monaten bewohnt haben sollen, Waffen und Sprengstoff gefunden. In vorgefundenen Schriftstücken soll der Vorstandsvorsitzende des Renault–Konzerns, Georges Besse, erwähnt sein. Georges Besse war am 17. November in Paris auf offener Straße erschossen worden. Erst vor kurzem hatte sich Action Directe (AD) zu dem Anschlag bekannt. Die ersten Anschläge von AD gehen auf das Jahr 1979 zurück. Während sie sich jedoch zunächst gegen Gebäude und Institutionen richteten, beging die Gruppe im Januar 85 mit dem Anschlag auf den Generalingenieur Rene Audran, der im Verteidigungsministerium für Waffenverkäufe ins Ausland zuständig war, erstmalig ein politisches Attentat. Rouillan war 1981 und Menigon 1982 durch eine Amnestie aus dem Knast entlassen worden und 1982, nach dem Verbot der Gruppe durch die sozialistische Regierung, wieder in den Untergrund gegangen. Jean–Marc Rouillan, gestand unterdessen gegenüber der Polizei, die Organisation habe eine Entführung vorbereitet, um das inhaftierte „Action Directe“–Mitglied Regis Schleicher freizupressen. Die Beamten hatten in dem Bauernhof, in dem Rouillan und Nathalie Menigon seit drei Jahren lebten, ein Zimmer vorgefunden, das als „Volksgericht“ eingerichtet war. Der Entführte sollte dort festgehalten und „gerichtet“ werden. In dem Versteck war eine Liste von mehreren Persönlichkeiten gefunden worden, deren Entführung möglicherweise geplant war. -ant–

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