Waterloo für hessische Fundis

■ Sie bleiben im künftigen Landtag in Wiesbaden voraussichtlich ohne Einfluß in der Fraktion / Realos wurde „Killermentalität“ vorgehalten / Abstimmungsmarathon wird am kommenden Samstag fortgesetzt

Aus Frankfurt Heide Platen

Ein Ende des realpolitischen Durchmarschs bei der Besetzung der Grünen–Landesliste zu den Landtagswahlen am 5. April in Hessen ist nicht abzusehen. Am Sonntag abend stand fest, daß die Fundamentalisten ihre bisher größte Niederlage in Hessen ein stecken mußten. Auch Platz acht ging an einen Realpolitiker, den Frankfurter Rechtsanwalt Rupert von Plottnitz. Damit bleiben die „Fundis“ voraussichtlich im Landtag künftig ohne Einfluß. Sie hatten immer wieder versichert, sie wollten sich als Koalitionsgegner dennoch dem Mehrheitswillen beugen. Der Abstimmungs–Marathon, bei dem noch 22 Listenplätze zu besetzen sind, wird am kommenden Sonntag im nordhessischen Borken fortgesetzt. Der realpolitische Flügel der Grünen rechnet damit, seinen „Durchmarsch“ dort fortsetzen zu können. Für Verwirrung bei den Realpolitikern sorgte, daß zwar ihre Position in der Delegiertenversammlung eine deutliche Mehrheit fand, aber ihre prominenten Kandidatinnen und Kandidaten es schwer hatten gewählt zu werden. Vier der acht Plätze gingen an neue Bewerber. Hinter Iris Blaul und Joschka Fischer folgten die in der Landespolitik bisher „Namenlosen“ Irene Soltwedel, Fritz Hertle und Daniela Wagner–Pätzold. Erst dann setzten sich die ehemaligen Landtagsabgeordneten Chris Boppel und Priska Hinz durch. Das änderte nichts daran, daß die Fundamentalisten ihr „Waterloo“ erlebten. Sie stellten sich immer wieder neu zur Wahl, und immer wieder fielen sie durch. Buhrufe provozierte Dorli Rauch, als sie vom Rednerinnenpult aus Daniel Cohn–Bendit angriff. Die „Strömungsleute“ trieben hier ein abgekartetes Spiel, alles sei schon vorher abgesprochen gewesen, schimpfte sie. Auch einige Realpolitiker waren unzufrieden. Die Delegierten hätten gegenüber der alten Landtagsfraktion und allen Kandidaten, die sie in deren Umfeld vermuteten, nachgerade eine „Killermentalität“ entwickelt. Zufrieden verließ die Landesarbeitsgemeinschaft der Schwulen die Grünen–Konferenz. Sie erhielten die Zustimmung zur Einrichtung eines Schwulen–Referats in der neuen Landtagsgruppe. Sie soll den Grünen zuarbeiten und Schwule, Emanzipations– und Bürgerrechtsgruppen „vernetzen und unterstützen“.