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I N T E R V I E W Atomlobby auf Sendung - jetzt per Gegendarstellung

■ Franz Alt, Leiter der Report–Redaktion, zu der Versetzung eines Reporters nach einer Sendung über steigende Krebserkrankungen in der Nähe von AKWs

Eine Woche nach einer Report–Sendung über die wachsende Zahl von Leukämieerkrankungen in der Nähe von AKWs wurde Reporter Wolfgang Moser von der Leitung des Süd–West–Funks versetzt. In der Report– Sendung am Dienstag verlas die Redaktion Gegendarstellungen der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen und des AKW Obrigheim. Die Redaktion: Wolfgang Moser konnte keine falsche Behauptung nachgewiesen werden. taz: Herr Alt, ist die Versetzung von Wolfgang Moser Ergebnis des Drucks der Atomlobby? Alt: Davon gehe ich aus. Allein die Daten belegen diese Vermutung. Der Film lief am 20. 1. Die Beschwerde der bayrischen Staatskanzlei kam am 23., die Anzeigen der Atomlobby in verschiedenen Tageszeitungen am 24., viele Beschwerdebriefe an den Intendanten alle um dieses Datum herum. Am 27.1. hat die Betriebsleitung beschlossen, Wolfgang Moser zu versetzen, und wenige Tage später ist ihm das mitgeteilt worden, übrigens ohne jede Begründung. Der Verdacht liegt sehr nahe, daß das der letzte Auslöser war. Es ist richtig, wenn das Haus jetzt sagt, da haben wir schon früher drüber gesprochen, aber jetzt ist Moser nach diesem Film versetzt worden. Ein Sprecher des Süd–West–Funks (SWF) hat auch erklärt, es werde über eine Reform von „Report“ nachgedacht. Rechnen Sie mit einem erneuten Versuch, Sie als Redaktionsleiter abzulösen? Mit diesem Versuch muß ich schon deshalb rechnen, weil der Intendant des SWF seit einigen Wochen in der Presse erklärt, über meine Versetzung sei „noch nicht“ gesprochen. Das ist natürlich eine Drohung. Insofern muß ich damit rechnen, daß der Versuch immer wieder gemacht wird. Was die Reform der Magazine angeht, so höre und lese ich das auch ständig, aber inhaltliche Gespräche wegen einer anderen Gestaltung von „Report“ sind hier im Hause noch nicht geführt worden. Über Verbesserungen kann man immer nachdenken, nur sollte das erstens konstruktiv hier im Hause geschehen und nicht über die Presse mitgeteilt werden, und zweitens höre ich da Überlegungen, die für ein politisches Magazin nicht sehr angebracht sind. Auch der rheinland–pfälzische SPD– Medienexperte Carlheinz Moesta hat Ihnen jetzt vorgehalten, Sie seien „auf dem Weg vom Meinungsjournalismus zur Indoktrination“. Das kann er nicht belegen. Wer die Themen von „Report“ verfolgt hat, weiß, daß man mit diesen Themen überhaupt nicht indoktrinieren kann. Herr Moesta sagt, wir hätten uns in den letzten Jahren eingeengt auf drei Themen, auf Raketen, Kernkraft und Abtreibung. Abtreibung haben wir in den letzten zwölf Monaten überhaupt nicht behandelt, das Thema Raketen einmal, und das ist sicher sachgerecht, und das Thema AKWs und Sicherheit in Kernkraftwerken dreimal, aber das war eben auch überall ein großes Thema. Von einer Einengung kann überhaupt nicht die Rede sein. Sie haben einmal gesagt, zwischen den Stühlen fühlten Sie sich am richtigen Platz. Kann man in öffentlich–rechtlichen Medien zwischen den Stühlen bleiben? Eine Zeitlang geht das zumindest, das sieht man ja daran, daß meine Redaktion das schon seit Jahren macht, ich bereits seit 15 Jahren, und wir haben mal hier, mal dort angeeckt. Alles andere wäre ein Verrat an unserem Auftrag und an unserer Identität. Wir haben als öffentlich–rechtliches System eine Anwaltsfunktion gegenüber den Zuschauern, nicht gegenüber den Parteien. Das Gespräch führte Rolf Gramm

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