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Wahlkampfkalkül

■ Winnie Mandela will mit dem Klassenfeind reden

Es ist, als ob Winnie Mandela die immer deutlicher werdenden Aussagen südafrikanischer Gewerkschaften über das Ziel einer sozialistischen Gesellschaft nie gehört habe. Während die Kumpel beim Jahreskongreß der Bergarbeitergewerkschaft NUM mit erhobener Faust gegen die Klassenallianz zwischen Apartheid–Regierung und Bergbauindustrie schimpfen, schlägt sie „gemeinsame Konsultationen“ vor. Doch Winnie Mandela verkennt nicht nur die Ziele der Gewerkschaften. Selbst die dem ANC nahestehende UDF spricht von der führenden Rolle der Arbeiterklasse. Auch ist nicht klar, ob Winnie Mandelas Vorschlag mit der ANC–Führung abgesprochen war. Zwar versucht der ANC schon seit einiger Zeit, die liberalen Wirtschaftsvertreter für die Isolierung des Apartheid–Regimes zu gewinnen. Das zeigten die Gespräche im September 1985 zwischen der ANC–Führung und leitenden südafrikanischen Geschäftsleuten. Doch die ANC–Strategie setzt eine vorsichtige Abwägung zwischen derartigen Allianzen und den Zielen der Widerstandsgruppen voraus. Winnie Mandelas Vision von „patriotischen Geschäftsleuten“, die „Hand in Hand“ mit den „Massen“ arbeiten, entspringt deshalb dem Wahlkampfkalkül, daß die wachsende Zahl der reformwilligen Dissidenten in der Regierungspartei NP Unterstützung brauchen. Dies birgt jedoch die Gefahr in sich, daß das Ansehen des ANC bei den Widerstandsgruppen schweren Schaden nimmt. Michael Fischer

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