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P O R T R A I T Ein scharfsinniger Kritiker

■ Zum Tod des philippinischen Oppositionspolitikers Jose Diokno

Einer der großen alten „Männer der philippinischen Opposition ist tot. Am Freitag starb Jose Diokno in Manila 64jährig an Krebs. Diokno war einer der wenigen traditionellen Politiker in dem südostasiatische Staat, der sich zeitlebens von Vetternwirtschaft und Intrigen fernhielt. In den sechzigen Jahren war er zweimal als Senator für die Nacionalist Party im Parlament, kandidierte dann aber 1971 als Unabhängiger. Wie viele andere Oppositionelle wurde er 1972 nach der Ausrufung des Kriegsrechts durch Marcos verhaftet, aber 1974 wieder freigelassen. In den folgenden Jahren wurde er zu einem der schärfsten und international bekanntesten Kritiker des Diktators aus dem bürgerlichen Lager. Zusammen mit anderen Rechtsanwälten baute er die Free Legal Assistant Group auf (eine Rechtshilfeorganisation für politische Gefangene), er gründete verschiedene Bürgerrechtsgruppen und verteidigte prominente Linke vor Gericht. Neben der Menschenrechtsfrage war die nationale Souveränität der Philippinen sein zweites großes Anliegen. Diokno war einer der Hauptkritiker der Amerikanischen Militärstützpunkte und gründete aus dieser Haltung heraus Anfang der achtziger Jahre die ABC (Anti–Basis Coalition), die 1983/84 eine große Kampagne gegen die Verlängerung des Stützpunkt–Vertrages durchführte. Bis zur Verschlechterung seines Gesundheitszustandes galt Diokno immer als einer der aussichtsreichsten Präsidentschaftskanditen für die Zeit nach Marcos. Nach dem Sturz des Diktators wurde er von Aquino zum Vorsitzenden der staatlichen Menschenrechtskomission berufen und führte die Friedensverhandlungen mit der linken Guerillafront–Organisation NDF. Nachdem das Militär Ende Januar bei einer Demonstration in Manila 19 Bauern erschoß, gab Diokno seinen Posten in der Menschenrechtskomission auf. Trotzdem war Jose Diokno vor seinem Tod eines der Bindeglieder zwischen beiden Lagern.

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