: Parteichef von Roms Radikalen will Atom–Kurs im Alleingang wenden
Für große Verwirrung sorgt in Italiens Anti–Atomkraft–Bewegung der Gründer der Radikalen Partei, Marco Pannella: offenbar ohne Absprache mit seiner Parteileitung hat er erklärt, Italien könne „durchaus zwei oder drei weitere Atommeiler verkraften, sofern damit ein neuer Energieplan bewerkstelligt werden kann“. Der Schritt kam vor allem deshalb überraschend, weil Pannella und seine Partei zu den aktivsten Organisatoren des für Juni vorgesehenen Referendums gegen die Atomkraft gehörten. Auf dem derzeit in Rom laufenden Nationalkongreß der Partei erfuhr Pannella wegen seiner „Entscheidung“ heftigen Widerstand. Der mit Ovationen bedachte, bis 1986 amtierende Präsident der Radikalen, Enzo Tortora, hat Pannella des Wortbruchs geziehen; der einzige PR–Senator Mario Signorino sah den „historischen Leader“ der Radikalen gar „außerhalb der Parteitagsbeschlüsse stehen“. Der Bozener Regionalabgeordnete Alexander Langer von der Alternativen Liste, der voriges Jahr in die Partei eingetreten war, hat seinen Austritt aus dem Pannella–Verein erklärt. Um die Partei wieder in den Griff zu bekommen, hat Pannella erklärt, wieder das Amt des Parteivorsitzenden zu übernehmen, das er 1983 freiwillig geräumt hatte.
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